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„Es fehlt an grundlegenden Informationen“
Seit etwas mehr als 2 Jahren studiert die 25-jährige Dänin Julie Strand an der Heine-Uni. Sie spricht im Interview unter anderem darüber, wie es zur Entscheidung kam nach Düsseldorf zu kommen und was es bis jetzt für Herausforderungen gab. Sie wünscht sich unter anderem, dass mehr Plattformen der Uni auf Englisch übersetzt werden und, dass es mehr Hilfe seitens der Universität für internationale Student:innen gibt. (Das Interview wurde aus dem Englischen ins Deutsche übersetzt)
Wo hast du studiert und was hast du studiert? Und was studierst du jetzt?
Ich habe zuvor im Vereinigten Königreich „Classical Studies“ sowie „Comparative Literature and Culture“ studiert. Jetzt mache ich meinen Master in „Comparative English and American Literature“ an der HHU.
Wie lange studierst du schon an der HHU?
Ich habe im Oktober 2022 angefangen.
Warum hast du dich entschieden, in Deutschland zu studieren? Und warum speziell in Düsseldorf?
Ich war vorher im Vereinigten Königreich, und zwar mitten in den Brexit-Verhandlungen. Als das Vereinigte Königreich aus der EU austrat, wollte ich bleiben, aber mein Freund und ich entschieden, dass das doch keine gute Idee wäre. Da mein Freund Deutscher ist, war Deutschland der nächste logische Schritt. Dann bekam er einen Job in Düsseldorf, und so landeten wir hier.
Was hältst du von deutschem Essen?
Die dänische und die deutsche Esskultur ist sehr ähnlich. Die Grundlagen sind gleich. Wenn wir auswärts essen gehen, dann meist griechisch, weil mein Freund Grieche ist. Es gibt eine große griechische Gemeinschaft in Düsseldorf.
Wie unterstützt die Universität internationale Studierende?
Die Universität selbst hat ein International Office, das Veranstaltungen wie Mittagessen oder Sprachcafés organisiert. Man kann sich dort auch bei Fragen oder Problemen, etwa mit Papierkram, melden.
Allerdings wird darüber nicht viel kommuniziert. Leider wissen viele internationale Studierende gar nicht, dass es diese Angebote gibt. Wenn man auf deren Website geht, findet man keine ausführlichen Informationen zu den Veranstaltungen – keine Termine, keine Erklärungen. Manchmal sieht man Flyer in der Bibliothek, aber das setzt voraus, dass man diese Flyer liest. Die Idee ist da, aber es müsste mehr Aufmerksamkeit geschaffen werden.
Es hängt auch stark von der eigenen Fakultät ab. Manche Fakultäten haben Ansprechpersonen für internationale Studierende, andere nicht. Im Institut für Anglistik und Amerikanistik gibt es beispielsweise keine spezielle Ansprechperson. Es gibt nur die Programmkoordinatorin, an die man sich wenden kann. Aber ich habe gehört, dass andere Fakultäten extra Personen für internationale Studierende haben.
Was hältst du von den Plattformen der Universität? Sind sie für internationale Studierende leicht zugänglich?
Ich denke, viele dieser Plattformen sind für internationale Studierende nicht besonders zugänglich, hauptsächlich, weil sie oft nicht ins Englische übersetzt werden können. Man ist darauf angewiesen, Übersetzungstools zu nutzen, aber das führt oft zu falschen Übersetzungen. Dadurch kann man die Plattformen schwer navigieren.
Wenn man neu ist und niemanden kennt, der Deutsch spricht, kann das ein großes Problem sein. Als ich hier ankam, wusste ich drei Monate lang nicht, wo ich meine Noten einsehen kann. Die Universität könnte sich einen großen Gefallen tun, wenn sie eine englischsprachige Version der Plattformen anbieten würde – auch wenn das viel Arbeit bedeuten würde.
Kann das SSC dir dabei nicht helfen?
Ja und nein. Sie sind sehr hilfsbereit. Viele Mitarbeiter:innen sprechen Englisch, aber nicht alle. Manchmal sagen sie, man solle am nächsten Tag wiederkommen. Außerdem kennen sie die Plattformen oft nicht so genau und verweisen einen an andere Stellen. So ruft man manchmal bei mehreren Büros an. Am Ende ist es oft einfacher, Kommiliton:innen um Hilfe zu bitten.
Wie unterscheidet sich diese Erfahrung von deinem Studium in England?
Auch in England gab es keine zentrale Plattform, aber alles war auf Englisch, was vieles einfacher machte. Außerdem war das Universitätssystem dort anders strukturiert. In England gab es eine Einführungswoche, in der alles erklärt wurde – von Kursen über Portale bis hin zu E-Mails. Hier gab es das in meinem Masterprogramm nicht.
Was könnte verbessert werden, um internationalen Studierenden den Einstieg zu erleichtern?
Es fehlt an grundlegenden Informationen, etwa wie Prüfungen ablaufen, wie man sich für Kurse anmeldet oder wie ILIAS funktioniert. Solche Dinge muss man sich selbst erarbeiten. Das ist besonders schwer, wenn man neu im Land ist und auch andere administrative Aufgaben bewältigen muss, wie eine Adresse anmelden oder eine Krankenversicherung abschließen.
Gab es kulturelle Unterschiede oder Herausforderungen, dich in die deutsche Gesellschaft einzufügen?
Am Anfang war die deutsche Formalität ungewohnt, besonders die Anrede mit „Sie“ und „Herr“ oder „Frau“. Das schuf eine gewisse Distanz, die ich aus Dänemark nicht kannte, wo man sehr informell ist. Jetzt habe ich mich daran gewöhnt, weil es einfach ein Teil des Lebens in Deutschland ist.
Wie wichtig ist es, Deutsch zu lernen?
Das ist essenziell! Deutsch zu verstehen, erleichtert vieles, sei es beim Essen gehen, im Kino oder beim SSC. Es hilft, zumindest zu verstehen, was um einen herum passiert.
Was war die größte Herausforderung beim Übergang zur HHU?
Die Freiheit im deutschen Uni-System war für mich ein Schock. Es gibt keine festen Vorgaben, welche Kurse man wann belegen muss. Das hat mich gezwungen, selbstständiger zu werden und mehr Initiative zu ergreifen.
Hast du einen Tipp für zukünftige internationale Studierende?
Lernt Deutsch oder wenigstens die Grundlagen. Nutzt die kostenlosen Sprachkurse der Universität. Stellt außerdem Fragen – an eure Dozent:innen, die Studienkoordinator:innen oder eure Kommiliton:innen