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Campus

Auf dem Foto ist ein Schachbrett zu sehen. Im Vorgergrund stehen die schwarzen Figuren. Im Hintergrund sind etwas verschwommen die weißen Figuren zu sehen.
Das Schachbrett während einer laufenden Partie Schach.

Schach: Wie ein Spiel Studierende verbindet

Ein Beitrag von Charlotte Eickenberg

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Spieler:innen sitzen an einem Freitagabend Schulter an Schulter, konzentriert über Schachbretter gebeugt. Leise Gespräche erfüllen den Raum, immer wieder unterbrochen von fröhlichem Lachen und dem rhythmischen Klicken der Schachuhren. Eine entspannte Gelassenheit liegt in der Luft. Mittendrin sitzt Luca Püttmann, der Leiter der Schachgruppe. Er ist Mathematik- und Linguistikstudent, spielt seitdem er acht Jahre alt ist und ist dreifacher Bezirksjugend-Einzelmeister im Schach der Stadt Hamm. Vor zwei Jahren, zu Beginn seines Studiums, wurde er Leiter der Schachgruppe des Hochschulsports.

Die Schachgruppe ist offen für alle

Viele Schachanfänger:innen sind zu Beginn noch überfordert, denn die Regeln des Spiels sind nicht immer einfach zu verstehen. Deswegen muss gerade zu Beginn viel geübt werden. Dies kann man in der Schachgruppe des Hochschulsports tun. Dort es braucht keine Vorkenntnisse, um teilzunehmen.„Hier sind alle willkommen“ ist das persönliche Motto von Luca und das nimmt er sehr ernst. Sobald Neuankömmlinge durch die Tür treten, steht er auf, schüttelt Hände, fragt nach Namen und Spielniveau, und lächelt dabei, als würde er alte Freunde begrüßen. Selbst die schüchternsten neuen Gesichter fühlen sich schnell willkommen.

Wie die Pop-Kultur dem Sport neues Leben einhaucht

Studierende aus verschiedensten Fachrichtungen treffen an diesem Abend beim Hochschulsport aufeinander, um das historische Spiel zu spielen, dessen Ursprünge in Indien liegen. Nach der Ankunft in Europa im 15. Jahrhundert, wurde es immer populärer. Mittlerweile gibt es unzählige Arten, Schach zu spielen. Dies ist eines der Dinge, die Luca Püttmann an dem Spiel begeistert: Keine Partie gleicht der anderen. Schach ist schon lange ein beliebtes Brettspiel, erfuhr in den letzten Jahren jedoch eine besonders hohe Welle der Begeisterung, ausgelöst durch die Erfolgsserie „Das Damengambit“. Die Produktion gelangte in die Top 10 der Seriencharts in 92 Ländern. Darauf verfünffachte sich die Anzahl der neuen Spieler:innen auf der Schachwebsite Chess.com und in den USA waren zwischenzeitlich Schachsets komplett ausverkauft. Auch früher war Schach schon populär, zum Beispiel zur Zeit des kalten Krieges. Damals lag der Reiz darin, dass zwei Supermächte, die USA und die Sowjetunion, aufeinandertrafen.

Die Serien haben die Möglichkeit, die Spannung eines Schachspiels auf den Bildschirm zu bringen, die Laien durch das bloße Zuschauen oft entgeht. Auch Online-Übertragungen werden immer populärer. Einer der bekanntesten Schach-Influencer:innen ist Hikaru Nakamura. Mit seinen Streams auf Twitch erreicht der Schachgroßmeister jede Woche Tausende Menschen. Auf TikTok liegen seine Aufrufzahlen sogar im Millionenbereich (Stand Nov. 2024). Auch kommentierte Schachpartien erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Durch die Kommentator:innen ähneln solche Spiele der Übertragung von Fußballspielen. Zwar ist die Schach-Gemeinschaft viel kleiner, als die des Fußballs, doch dadurch auch enger miteinander verbunden.

„Beim Fußball, oder manch anderem Sport, lernt man sich eher kennen durch Mitverfolgen eines Fußballspiels, zum Beispiel in einem Stadion oder einer Kneipe, weil man zum Beispiel Fans desselben Vereins oder Spielers ist und sich so ein gewisses Gemeinschaftsgefühl entwickelt. Aber im Schach lernt man sich über eine Partie kennen, weil man zwischendurch etwas plaudert und/oder das Spiel danach gemeinsam analysiert. Es ist eine ganz andere Art und Weise, sich kennenzulernen und miteinander zu kommunizieren.“

Schach von Angesicht zu Angesicht

Luca beobachtet eine Verlagerung des Schachs in den Online-Bereich. Er ist hingegen ein eifriger Verfechter des analogen Spiels, auch „over-the-board“ genannt. Over-the-board wird heutzutage viel weniger gespielt – sehr zum Leidwesen der Vereine. Das sieht auch Luca so. Denn obwohl Online-Schach viel Zulauf erfährt, nimmt die Zahl der Vereine seit Jahrzehnten ab und das trotz der steigenden Mitgliederzahlen nach der Coronapandemie. Dass die Mitgliederzahlen steigen, sei vor allem der Jugendarbeit der Schachvereine zu verdanken, so Luca. Ihm ist das Fördern des analogen Spiels ein besonderes Anliegen. Zwar fänden viele Spieler:innen online Freund:innen, bei einem analogen Spiel würde jedoch ein engerer Kontakt zu den Mitspieler:innen, aufgebaut werden. So entstünde ein vollkommen anderes Gefühl, als vor einem Bildschirm.

Auch an der Uni ist eine Verschiebung hin zum Online-Schach spürbar. Neben Online-Shopping und Kreuzworträtseln als Ablenkung in langweiligen Vorlesungen sieht man immer häufiger auch Schachspiele auf den Bildschirmen der Studierenden. Doch nur wenige spielen auch „over-the-board“. Hier setzt die Schachgruppe vom Hochschulsport an. Nicht nur durch die wöchentlichen Treffen, sondern auch durch Turniere, fördern sie das analoge Schachspielen. Neben den internen Schnellschachmeisterschaften organisierte Luca Püttmann letztes Jahr im November, gemeinsam mit Professor Christian Tagsold vom Fachbereich Modernes Japan, eine Hochschulmeisterschaft in Düsseldorf. Dort traten Schachgruppen aller Düsseldorfer Hochschulen gegeneinander an. Für die Zukunft plant er bereits, weitere Meisterschaften.

Eine familiäre Wärme

Zum Ende des Abends hat sich der Raum gefüllt und die ruhigen Gespräche sind lauter geworden. Luca Püttmann beschreibt die Schach-Gemeinschaft als entspannt, ruhig und klein, aber familiär – genau so fühlt sich das Treffen des Hochschulsports Schach an. Eine solche Atmosphäre unter Neonleuchten zu schaffen ist nicht einfach, aber die Teilnehmenden der Schachgruppe schaffen es mühelos. Hier ist mehr als nur ein Verein entstanden – es ist eine Gemeinschaft, in der man sich willkommen fühlt, vom ersten Moment an.

Lust auf Schach bekommen?

Die Schachgruppe trifft sich jeden Freitag von 18 Uhr bis 21 Uhr im Seminarraum 28.01.00.11. Spieler:innen jeden Levels sind willkommen. Bei der Schachgruppe stehen Offenheit, Diversität und die Schaffung eines „Safespace“ an oberster Stelle.