Charlotte Knobloch ist Heine-Gastprofessorin 2024
„Ich stehe vor ihnen als stolze Deutsche.“ Mit diesem Satz begann Charlotte Knobloch 2021 ihre Rede im Deutschen Bundestag am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. Drei Jahre später sagt sie wieder diesen Satz. Diesmal nicht im Bundestag, sondern im Hörsaal 3a der Heine-Uni. Denn Charlotte Knobloch ist in diesem Semester die Heinrich-Heine Gastprofessorin. In ihrer ersten Vorlesung ging sie auf den erstarkenden Antisemitismus in Deutschland ein. Gerade in Bezug auf den Nahost-Konflikt käme es immer wieder zu verbalen Anfeindungen. Auch an einigen Universitäten schlüge jüdischen Studierenden einer „Welle giftigsten Hasses und Beschränktheit“ entgegen, eben nur, weil sie jüdisch sind. Antisemitismus wird immer salonfähiger und so fragt Knobloch gegen Ende das Publikum: „Sitzen sie noch als stolze Deutsche vor mir?“ Eine Antwort bekommt Knobloch an diesem Abend nicht. Dafür lauten Applaus und Standing Ovations am Ende ihrer Rede.
Vor Beginn der Vorlesung hatten die Campusmedien die Gelegenheit zu einem Interview mit Charlotte Knobloch. Sie sprach über Heinrich Heine, über das Thema ihrer Vorlesung und über den Zuspruch von rechten Parteien bei jungen Menschen in Deutschland.
Charlotte Knobloch
Charlotte Knobloch
Charlotte Knobloch wurde 1932 in München geboren. Sie erlebte als Kind jüdischer Eltern den Aufstieg der Nationalsozialisten. Eine ehemalige Hausangestellte ihres Onkels gab sie als ihr uneheliches Kind aus. So überlebte sie den Holocaust. 1945 kehrte sie nach München zurück. Seit Mitte der 80er Jahre ist sie Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern. Von 2006 bis 2010 war sie Präsidentin des Zentralrats der Juden. Sie setzt sich seit Jahrzehnten für das jüdische Leben in Deutschland und das Erinnern an den Holocaust ein.
Die Heinrich-Heine-Gastprofessur
Die Heinrich-Heine-Gastprofessur
Die Heinrich-Heine-Gastprofessur ist ein Geschenk des Landes Nordrhein-Westfalen an die Universität zur Namensgebung im Jahr 1988. Die Universität sieht sie als Plattform für den Austausch von Gedanken und Ideen zwischen Kultur, Politik und Wissenschaft. In der Regel halten die Gastprofessor:innen zwei Vorlesungen. Erster Heinrich-Heine-Gastprofessor war der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki im Jahr 1991. Die Professur innehatten danach zum Beispiel Politiker:innen wie Helmut Schmidt, Joachim Gauck und Antje Vollmer, der Liedermacher Wolf Biermann, die Autorin Juli Zeh oder der Sänger Campino.