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Auf dem Foto ist das Logo vom Wahl-O-Mat zu sehen. Es hat einen gelben Hintergrund. Oben links steht in schwarzer Schrift "Wahl-O-Mat Bundestagswahl 2025". Darunter ist eine rechteckige Sprechblase. Dort steht drin "Du hast die Wahl!".
Den Wahl-O-Mat von der Bundeszentrale für politische Bildung gibt es seit 2002 (Foto: bpd).

Der Wahl-O-Mat: Wie er entsteht und was er bewirkt

Ein Beitrag von Leonard Dumke

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Am 6. Februar ist der Wahl-O-Mat zur Bundestagswahl 2025 online gegangen – für viele Wähler:innen eine feste Anlaufstelle zur Orientierung vor der Wahl. Doch wie entsteht dieses Tool eigentlich, wie beeinflusst es die politische Meinungsbildung und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt es dazu? Daniel Hagemann ist Politikwissenschaftler und forscht an der Heine-Uni zum Wahl-O-Mat. Er hat im Interview mit hochschulradio düsseldorf diese Fragen beantwortet.

IV Daniel Hagemann
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Ein komplexer Entstehungsprozess

Der Wahl-O-Mat ist das Ergebnis monatelanger Arbeit. „Wir lesen Wahlprogramme, sammeln die wichtigsten Forderungen und erarbeiten daraus Themenbereiche wie Wirtschaft, Bildung oder Umwelt“, erklärt Daniel Hagemann. Diese werden in einem Workshop mit Jugendlichen und Expert:innen diskutiert und zu den finalen 38 Thesen zusammengestellt. Anschließend bewerten die Parteien selbst die Thesen und können dazu Stellung nehmen. Ein weiterer wichtiger Schritt ist die Qualitätskontrolle. „Wir prüfen jede Begründung darauf, ob sie mit der Position übereinstimmt – erst dann wird der Wahl-O-Mat veröffentlicht“, so Hagemann.

 

Beeinflusst der Wahl-O-Mat die Wahlentscheidung?

Viele nutzen den Wahl-O-Mat zur Orientierung – aber beeinflusst er tatsächlich das Wahlverhalten? Studien zeigen, dass er zumindest einen Motivationsschub geben kann. „Von denen, die vorher nicht wählen wollten, sagen rund 50 Prozent, dass sie sich durch den Wahl-O-Mat eher zur Wahl motiviert fühlen“, berichtet Hagemann.

 

Wer nutzt den Wahl-O-Mat?

Die Nutzer:innen sind laut Hagemann tendenziell gut gebildet und politisch interessiert, doch das Publikum verändert sich. „Früher war die Hauptnutzergruppe 20 bis 30 Jahre alt, heute nutzen auch immer mehr über 60-Jährige den Wahl-O-Mat“, erklärt er. Auch bei der Geschlechterverteilung gab es eine Entwicklung: Während der Wahl-O-Mat früher überwiegend von Männern genutzt wurde, ist die Verteilung heute fast ausgeglichen.

Wahl-O-Mat vs. Real-O-Mat – wo liegen die Unterschiede?

Neben dem Wahl-O-Mat gibt es inzwischen auch den Real-O-Mat, der nicht Wahlversprechen, sondern das tatsächliche Abstimmungsverhalten der Parteien analysiert. „Ein spannender Ansatz, der aber seine Tücken hat“, sagt Hagemann. „Da die Ampel-Koalition im Bundestag oft gemeinsam abgestimmt hat, sieht es manchmal so aus, als wären SPD, Grüne und FDP immer einer Meinung – was inhaltlich aber nicht zwingend zutrifft.“ Dennoch sei der Real-O-Mat eine gute Möglichkeit, sich mit der realen Politik auseinanderzusetzen.

Zukunft des Wahl-O-Mat – kommt KI ins Spiel?

In Zukunft könnte künstliche Intelligenz eine Rolle spielen. Insbesondere, um bei der Suche nach Informationen zu unterstützen. „In den Niederlanden gibt es erste Experimente mit KI-gestützten Chatbots, die Wahlprogramme durchsuchen und verständliche Antworten liefern“, erklärt Hagemann. Er sagt, ein solches Model könne auch für Deutschland interessant sein – allerdings nur, wenn es neutral und zuverlässig funktioniert.