Düsseldorf
Düsseldorf: Aus Heimatstadt wird Studierendenstadt
Ein Erfahrungsbericht von Mia Hellbeck
In Düsseldorf geboren, in Düsseldorf zur Schule gegangen, in Düsseldorf studiert. Das wird sich für einige im ersten Moment vielleicht langweilig anhören. Um ehrlich zu sein, habe ich das auch eine Weile für ziemlich langweilig gehalten. Plan A war Münster – und der entstand eigentlich nur aus dem Gedanken heraus, dass nun mal „alle von zuhause weggehen“. Dort wurde ich aber nicht angenommen; heute glaube ich, dass es genauso kommen sollte.
„Du musst mal raus hier!“
Zu Beginn meines Studiums an der Heinrich-Heine-Universität traf ich an der Haltestelle Uni Ost eine Bekannte, die mir sagte, dass es kein richtiges Studieren wäre, wenn man dafür zuhause bliebe. Schon immer fühlte es sich an, als wäre es falsch in der eigenen Heimatstadt zu studieren. Ich hatte Angst, dass ich nicht zu einer interessanten und vielschichtigen Person werden kann, wenn ich meine Komfortzone nicht verlasse; wenn ich keine „Allein-in-einer-fremden-Stadt-Erfahrung“ mache. Diese Gedanken schwangen mit, als ich anfing in Düsseldorf zu studieren. Wie oft habe ich gehört: „Du musst mal raus hier!“ – Nein, das musste ich nicht.
Mittlerweile ist Düsseldorf ist für mich nicht mehr nur die eine Haltestelle, die vor meinem Elternhaus in Lohausen steht, nicht nur die Linie U79, die von dort bis Uni Ost durchfährt, und nicht nur die Menschen, die ich in der Schule kennengelernt habe. Ab meinem ersten Uni-Tag war es mir wichtig, nicht nur zu ändern, was ich lerne, sondern neue Lebenserfahrungen zu machen. Aber unabhängig davon, ob man in seiner Heimatstadt oder einer fremden Stadt studiert: das „Studierendenleben“, wie man es sich vorstellt, entsteht nicht von heute auf morgen. Mir hat das Gefühl von Sicherheit der eigenen Stadt die Freiheit dazu gegeben, mich voll und ganz auf neue Freundschaften und Erlebnisse einzulassen – was konnte schon schief gehen?
Weitblick schaffen
Nicht nur eine Ortsveränderung, sondern ich selbst entschied, wie ich mein Leben und meine Umgebung erleben wollte. So bemerkte ich, dass es mir gefiel, meinen neuen Freund:innen „meine“ Stadt zu zeigen. Ich teilte meine Freude an Orten, die für mich selbstverständlichen waren und nahm sie so ganz neu wahr. Ich lernte Stadtteile Düsseldorfs kennen, in die meine Freund:innen von außerhalb gezogen waren oder aus denen andere Düsseldorfer Studierende kamen. Für sie war die Stadt Bilk, Derendorf oder Gerresheim. Für mich war es nur Lohausen und Kaiserswerth und vielleicht auch mal die Innenstadt. Das erste Mal merkte ich, wie viel es in meiner eigenen Stadt für mich selbst noch zu entdecken gab.
Zu Gast in der eigenen Stadt
Ich dachte zuhause zu bleiben würde bedeuten, niemals den eigenen Dunstkreis verlassen zu können. Heute weiß ich, dass beides geht: ich fühle mich hier mittlerweile mehr zuhause denn je und trotzdem liebe ich es, immer wieder ein Gast in meiner eigenen Stadt zu sein. Ich verbringe sonnige Nachmittage noch genauso gerne wie früher mit einem Bier in der Hand auf der Mauer am Rheinpark an der Theodor-Heuss-Brücke oder am Anker an der Kaiserswerther Rheinuferpromenade. Gleichzeitig genieße ich es heute in Flingern neue Restaurants auszuprobieren, über die Lorettostraße in Unterbilk zu schlendern oder in meinem Lieblings-Café in der Nähe meiner Wohnung in Pempelfort einen Kaffee zu trinken.
Ich will damit nicht sagen, dass es keine große Bereicherung sein kann, seine Heimat zu verlassen und sich selbst in einer fremden Umgebung neu kennenzulernen und entfalten zu können – und wer weiß, vielleicht werde ich diese Erfahrung auch noch machen. Doch genauso ist es für mich – und mit Sicherheit auch für viele andere Düsseldorfer:innen – eine Bereicherung, eigene Vorurteile aufzuräumen und die Vielfalt seiner eigenen Stadt anzuerkennen. Düsseldorf ist nicht mehr nur mein Zuhause, sondern die Stadt in und durch welche ich zu der Person geworden bin, die ich jetzt bin – und zwar gerade nicht mehr dieselbe, die mit siebzehn Jahren die Schule verlassen hat
So hat sich mein Düsseldorf verändert
An einem freien Nachmittag, den ich mit meinem „alten“ Düsseldorf verbinde, geht es als erstes auf ein Stück hausgemachten Kuchen und einen Cappuccino ins Café Goldsheim, um danach einen Spaziergang von der Theodor-Heuss-Brücke am Rhein entlang über den Lohausener Deich bis nach Kaiserswerth zu machen. Da das ein Weilchen dauern wird, hat dann sicherlich schon wieder der Hunger eingesetzt, der beim Italiener La Bruschetta auf der Niederrheinstraße mit Pizza oder Pasta gestillt werden kann.
Derselbe freie Nachmittag als Studentin beginnt mit einem gemütlichen Cappuccino im Sulis in Pempelfort, wonach es direkt rüber auf die andere Straßenseite zur Pizzeria Romantica geht. Danach ist ein Verdauungsspaziergang (oder eine Tour mit der Straßenbahn 706) nach Flingern Nord eine gute Idee, wo sich der Abend mit ein paar Drinks im Janot‘s ausklingen lässt. Düsseldorf kann alles sein - Studistadt und zuhause.
Zum selbst Ausprobieren:
Café Goldsheim: Kaiserswerther Straße 239, 40474 Düsseldorf
Rheinpark Golzheim 40213 Düsseldorf
Pizzeria La Bruschetta: Niederrheinstraße 290, 40489 Düsseldorf
Suli’s Café: Tußmannstraße 5, 40477 Düsseldorf
Pizzeria Romantica: Moltkestraße 117, 40479 Düsseldorf
Janot’s Bar & Café: Flurstraße 74, 40235 Düsseldorf