Düsseldorf

Lebendige Statuen: Die Säulenheiligen in Düsseldorf
Auf den ersten Blick wirken sie wie gewöhnliche Litfaßsäulen – bedeckt mit Plakaten, Werbung und perfekt integriert in den Großstadttrubel. Doch wer einen Blick nach oben richtet, entdeckt eine Besonderheit: Eine täuschend echt wirkende Figur thront auf der vier Meter hohen Säule. Dieses Phänomen lässt sich mehrmals in Düsseldorf finden, um genau zu sein an zehn Standorten, doch was hat es mit den schon fast lebendig wirkenden Figuren auf sich?
Kunst mitten im Großstadttrubel
Die Figuren porträtieren meistens Menschen aus dem Alltag – sei es ein Fotograf, ein Vater mit seinem Sohn oder auch ein Geschäftsmann. Durch ihre Präsenz auf der Litfaßsäule verwandeln sie diese nicht nur in einen Blickfang im hektischen Stadtgeschehen, sondern setzten auch ein Zeichen dafür Kunst mal anders zu betrachten und darzustellen.
Der Künstler dahinter
Die Säulenheilige, die trotz ihres Namens keinen religiösen Bezug aufweisen, sind Installationen von dem Künstler Christoph Pöggeler. Zurückzuführen ist der Name auf die Mönch-Säulenheiligen im 4. und 5. Jahrhundert. Diese haben sich im Zeichen der Selbstdisziplin dazu entschieden, ihr Leben auf einer Säule zu verbringen. Der Künstler hat sich aber auch von dem spanischen Regisseur Luis Buñuel inspirieren lassen, nicht immer eine Erklärung für alles zu haben und Kunst einfach manchmal Kunst sein zu lassen.
„Säulenheilige-live“
2003 gab es eine Aktion, bei welcher echte Menschen, anstelle der Säulenheilige, sich auf fünf Litfaßsäulen in der Düsseldorfer Innenstadt stellen durften. Die Idee dabei war, normale Menschen aus dem Alltag zu porträtierten, von afghanischen Asylanten bis hin zu Obdachlosen und Geschäftsleuten. Sie alle hatten die Chance etwas Persönliches auf der Säule zu teilen, durch Reden, singen oder dem Teilen von Geschichten.
Auf den Spuren der Säulenheiligen
2001 entstand die erste Figur. Mittlerweile lassen sich die Figuren an zehn verschiedenen Standorten entdecken. Die meistens sind bei einem Spaziergang durch Düsseldorf zu sehen, lediglich zwei befinden sich außerhalb von der Innenstadt. Die meisten Säulenheiligen fügen sich mit ihrer Pose perfekt in ihre Umgebung ein, so auch die Säulenheilige Marlies. Sie befindet sich direkt vor dem WDR-Gebäude und richtet ihren Blick nach oben, um so zum Rheinturm zu schauen. Marlies ist inspiriert von der Lebensgefährtin des Künstlers. Eine Beständigkeit, die bei allen Figuren gleich bleibt, ist die Darstellung von Normalität und alltäglichen Situationen, wie das Fotografieren oder das Lesen.