Düsseldorf
„Sie werden wie Pestkranke behandelt“
Ein Leben ohne Geld und ein Zuhause - hier hilft der „Gutenachtbus“. Wie die Hilfe auf Rädern für Obdachlose funktioniert, haben wir in einem Interview erfragt.
Hilfe auf Rädern
Es ist 21:00 Uhr: ein Team aus einem oder einer Sozialarbeiterin und mehreren ehrenamtlichen trifft sich. Die erste Aufgabe der Nacht ist die Beladung des Busses dann geht es Richtung Altstadt. Hier wird um 22:00 Uhr der erste Stopp beim „Kommödchen“ in der Altstadt gemacht. Das Team teilt sich auf. An einer Ausgabestelle wird Essen verteilt, an einer anderen Kleidung. Um 23:30 Uhr geht es zum letzten Stopp der Nacht, zum Hauptbahnhof. Auch hier werden die Personen mit Essen und Kleidung versorgt. Eine anstrengende Nacht geht für das Team des gute Nacht Bus ist zu Ende. Die Teams sind ganzjährig unterwegs und das Angebot wird dankend angenommen. „Wir erreichen eine hohe Abdeckung der Obdachlosen“, berichtet Herr Stumpe, ein Mitarbeiter des „Gutenachtbusses“.
Früher war der Transporter vier Tage die Woche, von Montag bis Donnerstag, unterwegs. Aufgrund der Pandemie-Situation hat sich aber einiges geändert: „Die Einsatzzeit wurde erst auf sechs Tage die Woche verlängert. Es hat sich aber herausgestellt, dass es samstags wenig Andrang gibt. An dem Freitag als fünfter Einsatztag halten wir fest.“
Der Grund für die Erhöhung der Einsatztage ist, dass durch die notwendigen Kontaktbeschränkungen teilweise Tafeln und Suppenküchen schließen müssen. Damit die Hilfe am Bus sicher abläuft, müssen alle eine Maske tragen und es wird darauf geachtet, dass in den Warteschlangen immer genügend Abstand gehalten wird.
Kleine Spende - Große Hilfe
Die Organisation ist auf Spenden angewiesen. Auf der Website wurde aber ein kurzzeitiger Aufnahmestopp von Sachspenden gemeldet. Viele wollen das Projekt unterstützen und geben Kleidung ab. Der Aufnahmestopp hat nichts mit einem überfüllten Lager zu tun, wie Daniel Stumpe erklärt: „Jeden Tag bringen um die 20 Leute Spenden vorbei. Wir bedanken uns für die Unterstützung, aber können es momentan nicht verantworten, dass so viele Menschen aufeinandertreffen."
Welche Sachspenden gebraucht werden, ist saisonabhängig. Momentan werden Winterjacken, Schlafsäcke, Isomatten und Decken abgegeben. Es wird darum gebeten keine Baumwolldecken vorbeizubringen, da diese nur langsam trocknen. Besonders in diesem Winter stehen die Obdachlosen vor großen Herausforderungen: „Es ist noch nie so schlimm gewesen. Die Obdachlosen werden wie Pestkranke behandelt und jeder macht einen großen Bogen um sie. Toiletten in Restaurants oder Cafés können aufgrund des Lockdowns nicht benutzt werden. Aus Angst vor Ansteckung werden Notschlafstellen gemieden.“
Augen offenhalten
Deshalb ist die Lage jetzt im Winter besonders angespannt. Die Nächte draußen zu verbringen, ist höchst gefährlich. Der Gutenachtbus ist gleichzeitig auch Kältebus und sucht bei niedrigen Temperaturen die Obdachlosen auf. Hierbei sind die Helfer:innen auf Unterstützung der Düsseldorfer:innen angewiesen. Jeder, der einen Obdachlosen/eine Obdachlose mit Unterkühlungssymptomen sieht, wie starkes Zittern oder Bewusstlosigkeit, soll sich umgehend bei der Organisation melden oder die Feuerwehr rufen.
Mit anpacken
Bei Interesse an dem Projekt und Lust zu helfen, gibt es neben Geld- und Sachspenden auch als Student:in die Möglichkeit Mitglied eines Teams zu werden und Obdachlosen direkt zu helfen. „Die Teams sind gemischt und bestehen aus vier bis fünf Personen. Schulungen müssen vorab nicht absolviert werden. Wir bieten erst einmal eine Probefahrt an, denn nicht jeder kann mit den Bedingungen umgehen“, erklärt Daniel Stumpe. Momentan sind alle Teams gefüllt und es gibt sogar eine Warteliste. Es werden aber immer Ehrenamtliche gebraucht. Und auch ohne einem Team beizutreten, können alle helfen: Spenden unterstützen den „Gutenachtbus“ dabei, den Obdachlosen das Leben auf der Straße zu erleichtern.
Träger des Projekts: vision:teilen und fiftyfifty
Kontakt: Montag – Freitag: 09-16.00 Uhr: 0211 - 66 83 373; 21-01.00 Uhr: 01578-3505152
E-Mail: gutenachtbus@vision-teilen.org