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Auf einem Tisch liegt ein dickes Buch mit zerfledderten, vergilbten Seiten. Hinter dem Tisch steht eine Frau, sie gestikuliert auf das Buch. Hinter ihr kann man verschiedene Werkzeuge, Werkbänke und andere Materialien für die Restaurierungsarbeit erkennen.
Die ULB-Restauratorin Anika Ringelkamp zeigt eine alte Zeitung aus dem Jahr 1878. (Foto: René Boddice)

Historisches zukunftssicher machen - Die Arbeit der ULB

Ein Beitrag von René Boddice

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Während die Restauratorin Anika Ringelkamp und ihr Team altes Papier in der hauseigenen Werkstatt auffrischen, digitalisieren Dr. Matthias Agethen und seine Kolleg:innen alte Zeitungen und Bücher im Digitalisierungszentrum der ULB.

Im Rahmen der anstehenden „Nacht der Wissenschaft 2024“ am 13. September stellen die Mitarbeitenden der Universitäts- und Landesbibliothek der Heine-Uni ihre Restaurierungs- und Digitalisierungsarbeit vor.

Vom Zerfall zur Restaurierung

Im Keller der ULB, zwischen hölzernen Werkbänken, feinen Pinseln und metallenen Gewichten, arbeitet Anika Ringelkamp, die Restauratorin der ULB, gemeinsam mit ihrem Team an alten, historischen Werken. Ihr Ziel: Die Bücher und Zeitungen, die in der ULB lagern, vor dem zeitlichen Zerfall zu schützen.

Damit ihnen die Restaurierung gelingt, haben sie verschiedene Herangehensweisen, um altes Papier zu bearbeiten oder zu retten. Sie können beispielsweise in einer speziellen Wäsche die Schadstoffe, die für den Zerfall sorgen, aus dem Papier waschen. Bei einer anderen Methode nutzen sie ein dünnes Spezialpapier, sogenanntes „Japanpapier“. Das wird in einem komplizierten Verfahren um eine alte Seite geklebt. Wie ein dünner, durchsichtiger Film schützt das Japanpapier so die originale Seite, erklärt die Restauratorin. Dadurch entsteht ein hochwertiges Endergebnis, das fast schon wie frisch gedruckt aussieht.

So schön ein mit Japanpapier restauriertes Papier aber auch ist, solche Verfahren sind aufwändig und kostenintensiv. Deswegen ist es im großen Stil für Zeitungen nicht nutzbar. Dafür gibt es zu viele einzelne Zeitungsseiten. Deshalb ist es für die ULB auch besonders wichtig, die vielen Zeitungsseiten aus ihrem Archiv zu digitalisieren. Denn so können die Mitarbeitenden die Zeitungen für die Nachwelt bewahren.

Früher wurde für Papier häufig grobes Holz verwendet. Der Grund dafür: Im Holz gibt es bestimmte Molekülverbindungen, die sich besonders gut für die Papierherstellung eignen. Eines von diesen Molekülen nennt sich 'Lignin'. Unter direkter oder indirekter Sonneneinstrahlung sorgt es als Bestandteil von Papier mit der Zeit für eine gelbe Verfärbung. Je nachdem, wie stark altes Papier in der Vergangenheit vor der Sonne geschützt wurde, gibt es also alte Zeitungen, die stärker vergilbt sind als andere. Was sich aber nicht durch eine sonnengeschützte Lagerung vermeiden lässt, ist der Zerfall von Papier. Die Ursache dafür liegt beim Leim, der für die Papierherstellung genutzt wurde. Im Leim bilden gewisse Stoffe mit der Zeit eine Säure. Und diese Säure zerstört schlussendlich die Struktur des Papiers.

Historische Zeitungen für die Zukunft retten

Im ersten Stock der ULB arbeiten Dr. Matthias Agethen und seine Kolleg:innen an der Digitalisierung von riesigen Mengen an historischen Texten.

Ihr Arbeitsplatz ist ein dunkler Raum, der eher indirekt durch professionelle Fotoleuchten und den Schein eines Scannerlichts beleuchtet wird. Begleitet wird diese atmosphärische Beleuchtung von einem vereinzelten Knipsen einer Kamera und dem elektronischen, fast schon roboterhaften Geräusch eines Scanners.

Hier im Digitalisierungszentrum der ULB werden Bücher, Zeitungen und andere Werke digitalisiert. Ein besonderes Augenmerk legen die Mitarbeiter:innen aktuell auf die historischen Zeitungen der ULB. Denn die ULB ist Teil des landesweiten Digitalisierungsprojekts „zeit.punktNRW“. Ziel von diesem Projekt ist es, alle Zeitungen zwischen 1800 und 1945 zu auf einem Online-Portal zur Verfügung zu stellen. Das Portal ist für alle Interessierten kostenlos zugänglich. Dort sollen die Zeitungen  „technisch sehr gut recherchierbar“ sein. In der Praxis heißt das, dass die Zeitungen mit einer OCR-Texterkennung eingelesen worden sind. Diese Texterkennung ermöglicht es Nutzer:innen wie in einem Textdokument nach jedem Wort in einer Zeitung zu suchen oder den Text zu kopieren. 

Mit der Digitalisierung der „Kölnisch Illustrierte Zeitung“ hat das Team der ULB auch schon viel zum landesweiten Projekt beigetragen. Sie haben an ihrem Scanner in Düsseldorf alle Seiten der Zeitung von 1926 bis 1941 bearbeitet. Insgesamt waren das rund 17.000, die Seite für Seite in Handarbeit gescannt wurden.

Aber nicht alles müssen sie in Handarbeit selbst erledigen. Manche Zeitungen wurden in der Vergangenheit ‚quasi digitalisiert‘, indem sie mit hochwertigen Kameras fotografiert wurden. Dabei wurden sie auf sogenanntem Mikrofilm gesichert. Und den schickt die ULB nun an spezialisierte Unternehmen, die schnell große Mengen an Mikrofilm und damit auch große Mengen an Zeitungen digitalisieren können.

So trägt das Team der ULB kontinuierlich zum landesweiten Digitalisierungsprojekt bei. Aktuell sind in ganz NRW schon knapp 17 Millionen Zeitungsseiten digitalisiert worden, bis 2027 sollen es 27 Millionen Seiten sein.