Kultur
brandneu auf der [97.1]
Ein Beitrag von Marlene Guthseel, Dennis Rettberg und Sonka Hinders
Jede Woche bringt hochschulradio düsseldorf neue Musik in euer Radio. Wir spielen für euch sowohl die angesagteste Musik aus dem Kosmos der Alternative-Szene als auch die besten Newcomer:innen und Geheimtipps. Damit ihr die Künstler:innen kennenlernen könnt, die wir zurzeit häufiger spielen, präsentieren wir euch hier jede Woche die Hintergründe zu unseren neusten Favorit:innen - diese Woche mit Alfie Templeman, Arlo Parks, Get Well Soon, Joesef, Greta, Flume und Rolling Blackouts Coastal Fever.
Alfie Templeman - Broken
"Starten sie durch wie die Antonov!" haben mal Deichkind in ihrem Classic "Denken Sie Groß" gesungen beziehungsweise gerappt. Das ist ein Motto, das momentan schwer auf das 19-jährige Indie-Whizkid Alfie Templeman passt. Denn der ist in Großbritannien gerade ein gefragter Musiker bei allen möglichen Tastemaker:innen. Seit knapp zwei Jahren sorgt Alfie mit seinen funkig-verspielten Sounds für mächtig Wellen, die wir zuletzt auf einer EP Ende letzten Jahres mal etwas länger hören konnten. Was aber bisher immer gefehlt hat, ist sein Debütalbum. Das wird sich im (seeehr) späten Frühjahr aber ändern. Am 27. Mai kommt mit "Mellow Moon" endlich ein Langspieler von Alfie raus, der viel von seinen bisherigen Indiesounds verspricht, aber textlich auch durchaus deep sein soll. Und wenn alles gut geht und wir alle brav die (Corona-)Daumen drücken, können wir die Songs bald sogar live sehen. Ein Konzert in Köln ist zum Beispiel bereits geplant.
Alfie Templeman - Broken
Musikvideo: Arlo Parks - Softly
Arlo Parks - Softly
Vergangene Woche wurden die Brit Awards 2022 verliehen - einer der renommiersten Musikpreise der Welt kurz nach den Grammys. Singer-Songwriterin Arlo Parks war diesmal zwar nicht nominiert, aber ihr Debütalbum "Collapsed In Sunbeams" ist ja mittlerweile auch schon ein Jahr alt. Und vor allem wird sie es verschmerzen können, immerhin hat sie letztes Jahr bereits einen Award als bester Durchbruchsact in Großbritannien erhalten und war sogar als beste Sängerin nominiert. Und, ach ja: Für die Grammys 2022 ist sie sogar noch zweimal nominiert. Die Zwischenzeit hat Arlo gut genutzt. Sie ist nach Amerika geflogen, um neue Musik aufzunehmen und um sich Inspiration zu holen. Einen ersten Song können wir seit Anfang Februar hören. "Softly" hat die gleiche Warmherzigkeit und stimmliche Nähe wie ihre bisherigen Songs - von der lyrischen Stärke haben wir da noch gar nicht angefangen. Dabei bleibt der Song Indie und ist damit für uns einer der besten Tracks der Woche.
Get Well Soon - One For Your Workout
Das musikalische Multitalent Konstantin Gropper präsentiert mit "One For Your Workout" eine weitere Single aus dem kommenden Album "Amen" seines Soloprojekts Get Well Soon. Die LP soll am 25. März dieses Jahres erscheinen. Was ein bisschen klingt wie der Einstieg in Pat Benatars "Love Is A Battlefield", ist an die 80er angelehnter Upbeat-Popsong, der das Thema Idealbild und Selbstverständnis genauer unter die Lupe nimmt. "Im Mittelpunkt steht die Frage, ob die Hoffnung auf ein besseres Leben gleichbedeutend ist mit Selbstoptimierung," schreibt Gropper in einem Statement zum Song. Die Art, wie jeder heutzutage seinem Idealbild von sich hinterherzulaufen scheint, spiegelt sich nicht nur in den Lyrics wieder; auch das Musikvideo zeigt sehr eindrücklich den Druck, die beste Version von sich selbst sein zu müssen. Obwohl "Amen" sich mit schweren sozialen Fragen beschäftigt, schimmert durch: Get Well Soon ist und bleibt ein Optimist.
Musikvideo: Get Well Soon - One For Your Workout
Musikvideo: Joesef - It's Been A Little Heavy Lately
Joesef - It's Been A Little Heavy Lately
Wenn es uns schlecht geht, können andere Menschen, die uns beistehen, eine große Hilfe sein. Das kann allerdings auch problematisch werden, wenn die andere Person irgendwann nur noch als Kummerkasten fungiert. Der schottische Newcomer Joesef reflektiert diese Art von Beziehung in seiner neuen Single "It’s Been A Little Heavy Lately". Er singt darin nämlich unter anderem: "It’s been a little heavy lately / But you’re the only one who could save me / I know that isn’t fair." In den Sound des Songs hat das Schwere und Nachdenkliche sich allerdings nicht unbedingt übertragen. Auf musikalischer Ebene ist Joesefs typische Kombination aus smoothen Synthies, funky Bässen und Falsettgesang zu hören.
Greta - Stranger
Manchmal führt das Musikbusiness uns ganz deutlich vor Augen, wie lange die Corona-Pandemie schon unseren Alltag prägt. Die deutsche Newcomerin Greta, die in Dänemark ausgebildet wurde und vor allem in der dortigen Musikszene arbeitet, hat zum Beispiel seit Beginn der Pandemie nicht nur ihr Solo-Debütalbum "Ardent Spring" (2020) veröffentlicht; sie ist in diesem Zeitraum außerdem Mutter geworden und schickt zusätzlich jetzt schon Album Nummer zwei hinterher. Unter dem Titel „Forever We’ll Be Dancing“ liefert sie darauf Synthpop mit verhalltem Gesang und einigen 80er-Referenzen. Ein hörenswertes Beispiel ist der Song "Stranger".
Musikvideo: Greta - Stranger
Musikvideo: Flume - Say Nothing
Flume - Say Nothing (feat May-a)
Willst du einen Electro-Track mit Wämms haben, musst du den australischen DJ Flume fragen. Zahlreiche Acts vertrauen auf Features mit ihm oder auf seine Producing-Fähigkeiten. Solo ist Flume zuletzt lange ruhig gewesen - die letzte EP stammt von 2019. Mit "Palaces" wird im Mai aber endlich ein neues Album folgen. Wer die Entstehung zu "Palaces" liest, versteht die lange Pause. Mit Anfang der Corona-Pandemie ist Flume in Los Angeles nämlich in ein kreatives Loch gefallen und brauchte einen Tapetenwechsel. Deswegen ist er in seine alte Heimatregion in Australien gereist. Und laut Label hat er dort vor allem in der Natur Inspiration gefunden - bei Hügeln, dem Geruch von Regen oder der Farbe des Himmels kurz vor einem Sturm. Ein erster Vorgeschmack auf die Ergebnisse dieser Erfahrung ist das treibende "Say Nothing". Es ist ein Track mit flirrenden Electro-Seiten, die durch den Gesang der Sängerin May-a aber immer im Bereich des Pops gehalten werden.
Rolling Blackouts Coastal Fever - The Way It Shatters
Die Unterschiede zwischen Arm und Reich werden immer größer, und das beinahe auf der ganzen Welt. Dass es bei der Frage, ob und warum man zu den Reichen oder den Armen gehört, vor allem auf eine riesige Portion Zufall ankommt, das machen Rolling Blackouts Coastal Fever in ihrem neuen Song "The Way It Shatters" deutlich: "It's about how ending up in your particular situation in life is the result of absolute randomness." Trotzdem würden viele auf der wohlhabenderen Seite einen fälschlichen Stolz und eine Abneigung gegen jene entwickeln, die weniger Glück gehabt hätten, so die Australier. "The Way It Shatters" ist nicht nur die neuste Veröffentlichung der fünfköpfigen Band, sondern auch die Ankündigung für ihr fünftes Album "Endless Rooms", das am 6. Mai 2022 erscheinen soll.