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Kultur

Vier Schallplatten hängen an einer Wand.
Symbolbild (Foto: Sonka Hinders)

brandneu auf der [97.1]

Ein Beitrag von Dennis Rettberg, Marlene Guthseel und Sonka Hinders

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Jede Woche bringt hochschulradio düsseldorf neue Musik in euer Radio. Wir spielen für euch sowohl die angesagteste Musik aus dem Kosmos der Alternative-Szene als auch die besten Newcomer:innen und Geheimtipps. Damit ihr die Künstler:innen kennenlernen könnt, die wir zurzeit häufiger spielen, präsentieren wir euch hier jede Woche die Hintergründe zu unseren neusten Favorit:innen - diese Woche mit Bilderbuch, Florence + The Machine, Metronomy, Casper, Mavi Phoenix, Roller Derby, Alt-J, Dolphin Love und The Snuts.

Bilderbuch - Schwarzes Karma

Seit ihrem Durchbruch 2015 sind Bilderbuch schon die Darlings der deutschsprachigen Indie-Community. Kaum eine andere Indie-Alternative-Band im deutschen Sprachraum hatte in den letzten Jahren so viel Erfolg und so viele Preise. Und trotzdem haben Bilderbuch immer den Mut zu Neuem bewiesen. Ihr letztes Album "Vernissage My Heart" hat sich zum Beispiel durch einige Experimente ausgezeichnet. Nach einiger Ruhe kommen die Jungs aus Wien wieder zurück auf die Bühne. Ihr neues Album "Gelb ist das Feld" soll am 8. April rauskommen, begleitet von einer ausgedehnten Tour (wenn Corona es möglich macht), die sogar in die berühmte Hamburger Elbphilharmonie und in die Kölner Philharmonie führt. Beides ist allerdings schon ausverkauft. Der neue Song "Schwarzes Karma" schließt musikalisch nonstop an die letzte Single an - leichte, etwas verträumte Indierock-Sounds mit der gewohnten Bilderbuch-Sound-Magie.

Musikvideo: Bilderbuch - Schwarzes Karma
Musikvideo: Florence + The Machine - King

Florence + The Machine - King

Seit ihrem letzten Album "High As Hope" ist es drei Jahre still gewesen um Florence Welch, Frontfrau der Band Florence + The Machine. Einige Fans haben sogar schon vermutet, dass sich die Brit:innen ganz aus dem Rampenlicht zurückgezogen haben. Aber jetzt sind sie wieder da, mit einer Single, die ein schwieriges Thema in der Musikbrache verhandelt. In "King" geht es um die Erfahrungen, die Florence in den Jahren ihrer Kariere gemacht hat, und die Gedanken, die seit kurzem in ihrem Kopf herumspuken. Denn in ihrer bisherigen Laufbahn hat sich die Britin immer einfach mit ihren männlichen Kollegen verglichen, und hat da ja auch gut abgeschnitten. Jetzt sei ihr aufgefallen, so Florence in einem Statement, dass sie doch ziemlich unterschiedlich wären, und dass ihre Chance deutlich kleiner wäre, Familie und Beruf zusammenzubringen. "King" und die Hinweise auf der Website machen Hoffnung auf mehr, und zwar ziemlich bald.

Metronomy - Right On Time

Die Rückkehr zur Natur hat im Verlauf der Corona-Pandemie auf Social Media in Form des Cottagecore-Trends einen kleinen Aufschwung bekommen. Zu diesem Trend gehören unter anderem idyllische Landschaftsbilder und romantische Vorstellungen von dem Leben auf dem Land. Ein bisschen scheint auch das neue Metronomy-Album zu dieser Cottagecore-Atmosphäre zu passen. Was beim Titel "Small World" und dem Coverartwork mit Seerosenteich anfängt, setzt sich im Sound fort. Der Song "Right On Time" startet mit einer Akustikgitarre, die in der Musikpresse nicht umsonst mit dem Stichwort "Sunshine Pop" gelabelt wurde, bevor sie sich mit Metronomys typischen Electropop-Sounds mischt. Weitere sonnige Aussichten für Fans: Im Sommer haben Metronomy Tourtermine in Deutschland geplant.

Musikvideo: Metronomy - Right On Time
Musikvideo: Casper - Gib mir Gefahr

Casper - Gib mir Gefahr (feat. Kummer)

Wenn bei dem Titel von Caspers Song "Gib mir Gefahr" etwas klingelt, dann ist das möglicherweise kein Zufall. Denn der ist eigentlich geklaut, nämlich von Iggy Pop & The Stooges und ihrem Song "Gimme Danger". Das Gefühl dahinter hatten seit Beginn der Corona-Pandemie bestimmt viele, denn mal wieder so richtig beschleunigen, ein bisschen was erleben, mehr fühlen als das, was zu Hause auf einen wartet, das konnte in den zwei Jahren Pandemie fast keine:r. Um diese Message nach draußen zu tragen, hat sich Casper seinen Kumpel Felix Brummer aka Kummer dazugeholt. Und so gut Self-Care und Entschleunigung sind, so langsam sehnen sich wohl die meisten nach einem Weg zurück ins alte Leben. Vielleicht ist sein Album "Alles war schön und nichts tat weh" Caspers Versuch, dieses Leben ein bisschen zurückzuholen.

Mavi Phoenix - So Happy I'm Useless

Wer nutzlos ist, kann auch nicht von anderen ausgenutzt werden – könnte man nonchalant sagen, um mit beklemmenden Gefühlen von Nutzlosigkeit umzugehen. Aber so einfach, wie diese vermeintlich positive Art es nahelegt, ist es dann doch nicht, zeigt Mavi Phoenix in einem seiner aktuellen Songs. Der trägt auf den ersten Blick zwar den Titel "So Happy I’m Useless" und verbindet funky Gitarren mit Mavi Phoenix‘ typischem Autotune-Gesang. Im Songverlauf werden die Lyrics aber immer ernster und thematisieren letztendlich unter anderem Antidepressiva und ihren Einfluss auf künstlerisches Schaffen. "So Happy I’m Useless" ist Teil von Mavi Phoenix‘ aktuellem zweiten Album "Marlon", mit dem er am 31. März auch in Köln zu Gast ist.

Musikvideo: Mavi Phoenix - So Happy I'm Useless
Musikvideo: Roller Derby - Starry-Eyed

Roller Derby - Starry-Eyed

Sie haben sich gerade mal 2020 als Band zusammengefunden und seitdem erst eine Hand voll Singles offiziell releast – trotzdem zählen Roller Derby schon jetzt zu den vielversprechendsten Newcomer:innen der deutschen Indieszene und sind als solche auch Ende April für das c/o pop Festival in Köln eingeplant. Das Hamburger Trio, das sich selbst als introvertiert beschreibt, hat gerade seinen neuen Song "Starry-Eyed" veröffentlicht. Die Nummer führt Roller Derbys Dreampop-Sound eine leichte Krautrocknote zu. Für die begleitenden fließenden, verträumten Bilder im Musikvideo ist übrigens eine künstliche Intelligent mitverantwortlich.

Alt-J - The Actor

True Crime-Formate sind aktuell insbesondere im Streaming sehr beliebt. Kaum eine Podcast-Übersicht kommt ohne das Format aus, wo es darum geht, echte Kriminalfälle zu besprechen oder darüber zu rätseln, wie das wohl abgelaufen sein mag. Die britische Indie-Avantgarde-Band Alt-J scheint auf ihrem neuen Album "The Dream" dem Ganzen wohl auch zu folgen. Im Song "The Actor" geht es ihrer Aussage zufolge nämlich zwar offiziell um die Geschichte eines jungen Schauspielers, der 1982 nach Hollywood gekommen sei und dort "den Traum" gesucht hätte. Aber anstatt des Traums habe er nur Drogen, Verlust und Verzweiflung gefunden. Auf Instagram haben Alt-J hinzugefügt, dass sie im Song vom Tod des Schauspielers John Belushi inspiriert gewesen seien und es eine "alternative Nacherzählung" sei. Belushi ist 1982 in Los Angeles an einer Drogenvergiftung gestorben.

Musikvideo: Alt-J - The Actor
Musikvideo: Dolphin Love - Watchingtheworldgoby

Dolphin Love - Watchingtheworldgoby

Die Quelle an aufstrebenden, deutschen Indie-Newcomer:innen sprudelt weiter erfolgreich. Ein neuer Act, der in den letzten Monaten viele Augen auf sich gezogen hat, ist Dolphin Love. Dahinter steckt der 21-jährige Constantin Kopp, dessen Sound stilistisch an Namen wie Tame Impala oder Chet Faker/Nick Murphy erinnert. Tatsächlich gibt es einige Parallelen: Dolphin Love klingt bildhaft gesprochen wie ein Delfin, der sich im Sonnenuntergang grazil vor einem Strand tümmelt - auf gut Deutsch: fließende Urban-Electronica-Pop-Sounds mit viel Spielerei und Gefühl. Das ist auch der Haupteindruck seiner Debüt-EP "999". Kopp sagt selbst übrigens, dass die EP vor allem ein Perspektivwechsel sein soll. Vielleicht würde man die EP auch durchskippen, aber sie würde etwas mit uns machen. Außerdem gehe es ihm auf der EP um den Moment und das Experiment mit Sounds - quasi einfach um's Loslassen und Nicht-Nachdenken.

Musikvideo: The Snuts - Zuckerpunch