brandneu auf der [97.1]

Mit quietschenden Reifen fährt Benee in ihrem grünen Honda vor und findet ziemlich klare Worte für ihre:n Ex. In ihrer neuen Single "Green Honda" bezeichnet die neuseeländische Künstlerin eine vergangene Beziehung als Zeitverschwendung und ihren größten Fehler. Das alles lässt Benee jetzt selbstbewusst hinter sich. Passend zu den deutlichen Ansagen in den Lyrics ist der Sound von "Green Honda" etwas wilder als in Benees früheren Indiepop-Songs, die auf ihrem Debütalbum "Hey U X" und zuletzt auf ihrer EP "Lychee" aus dem vergangenen Jahr zu hören waren.

Wer Schwierigkeiten hat, immer pünktlich zu sein, zum Prokrastinieren neigt und auch sonst nicht gut mit Zeit umgehen kann, hat in der Frontfrau von Paramore, Hayley Williams, eine Verbündete gefunden. In ihrem Song "Running Out Of Time", der unter anderem auf dem gerade erschienen Album "This Is Why" enthalten ist, thematisiert sie ihre Zeit- und Prioritätsprobleme. "Es fühlt sich an, als gäbe es nicht genug Zeit am Tag, im Monat, im Jahr, um alles zu reparieren," so Williams. Inspiriert wurde sie beim Songwriting übrigens von Taylor Swift, die im Gegensatz zu Hayley Williams ein wahres Organisationstalent zu sein scheint.

Dass sich Genres wie Rap und Punk noch nie ausgeschlossen haben, ist an sich nichts Neues. Duos und Gruppen wie Sleaford Mods oder die Beastie Boys haben so im Lexikon der Musikgeschichte schon ihre Spuren hinterlassen. Und anscheinend bewegt sich jetzt auch der englische Rapper Slowthai in diese Richtung. Zumindest wird das im neuen Track "Feel Good" sehr deutlich. In knapp zwei Minuten atmet "Feel Good" sämtlichen Freigeist der Punkszene und filetiert seinen knarzenden, ruppigen, immer noch etwas rappenden Gesang mit einigen Effekten und E-Gitarren. Am 3. März kommt das neue Album "Ugly" raus, das übrigens nicht für "hässlich" stehen soll, sondern als Akronym für "U Gotta Love Yourself".

"Es klingt wie der Soundtrack von einem Coming of Age-Film mit Lindsay Lohan," schreibt ein begeisterter Fan auf Instagram über "Lose You", den neuen Song von Bully und Soccer Mommy. Tatsächlich erinnert die lofi-Mischung aus Garage und Grunge der beiden US-Künstlerinnen unter anderem an den von Lohans Band aus dem Film "Freaky Friday". Die Lyrics von "Lose You" passen außerdem zur Teenage Angst, die oft mit Erwachsenwerden im Allgemeinen und Grunge im Speziellen verbunden wird. "Time's just a useless measurement of pain," lautet zum Beispiel die erste Zeile des Songs. Sowohl für Bully als auch für Soccer Mommy ist es nicht das erste Mal, dass sie sich in ihrer Musik mit diesem Themenkomplex auseinandersetzen.

Auch reiche Menschen können traurig oder sogar depressiv sein. Das scheint die Aussage des neuen Songs von Deichkind und Clueso zu sein. Wer sich aber mit Deichkind auseinandersetzt, weiß: Die Hamburger machen es einem nicht so leicht, denn was wären Deichkind ohne ein bisschen Gesellschaftskritik? Der Track heischt kein Mitleid für Wohlhabende, vielmehr macht sich das Kollektiv über die Herausforderungs- und Sinnlosigkeit des reichen Daseins lustig. Ein kreatives Musikvideo gibt es natürlich auch wieder dazu. Gefilmt wurden Clueso und Deichkind nämlich vor allem durch die Rückfahrkamera eines Luxuswagens.

TikTok kreiert neue Stars - das lässt sich nach Welterfolgen von Songs wie "Heat Waves" der Glass Animals oder "Good 4 U" von Olivia Rodrigo zweifelsfrei behaupten. Auch der kanadische Sänger Thxsomch ist einer der Namen, die von der Social Media App profitiert haben. Sein punkiger, aggressiver Track "Spit In My Face" hat innerhalb kürzerster Zeit unfassbare 150 Millionen Streams auf Spotify bekommen. Das hat dem Independent Artist mittlerweile einen Major Label-Vertrag beschert. Klar, dass man da versucht, anzuknüpfen. Das soll jetzt "Hate" schaffen. Klanglich ähnelt der Song Thxsomchs großem Hit sehr, greift erneut in die Punkrock-Schublade und passt komplett in den Zeitgeist des aktuellen 00er-Jahre Revivals.

Fatoni ist (endlich) wieder da, denn das letzte Album des Rappers gab es vor vier Jahren, abgesehen von seinem Projekt mit Edgar Wasser. Der neuste Song handelt allerdings nicht, wie der Titel "Wunderbare Welt" vermuten ließe, von den schönen Seiten des Lebens, sondern vielmehr von den unverständlichen und hektischen Momenten. Dabei macht Fatoni mit seiner Kritik weder vor der Arbeitswelt, den klassischen Medien, noch vor sozialen Medien und mentaler Gesundheit halt. Mit der Zeile "So viel passiert auf dieser wunderbaren Welt, ich bekomm' gar nicht alles mit. So viel, zu dem man eine Meinung haben muss, aber ich möchte lieber nicht" beschreibt der Rapper ein Gefühl, das wahrscheinlich viele Menschen teilen. Bis zu dem Album, das Fatoni mit dem Song ankündigt, ist noch ein bisschen Zeit. "Wunderbare Welt" soll am 19. Mai erscheinen.

Die amerikanische DJ und Pianistin LP Giobbi träumt sich an einen helleren Ort. Das tut sie nicht nur mit dem Titel ihres im Mai erscheinenden Debütalbums "Light Places", sondern auch mit dem aktuellen Song "Can't Let You Go". Über diese Singleauskopplung aus dem Album schreibt LP Giobbi nämlich auf Social Media, dass sie "Can’t Let You Go" im Winter geschrieben habe und gleichzeitig davon träumte, mit Freund:innen am Pool abzuhängen. "Can't Let You Go" mixt Funk und Pop. Das Newcomer:innen-Duo Little Jet bringt als Feature-Gast außerdem Gesang und ein paar Extra-Synthesizer mit.

Nicht weit von Düsseldorf weg und doch vielen etwas unbekannt: Belgien eignet sich als Ziel von studentischen Tages-Ausflügen, hat aber auch eine pulsierende Musikszene. Acts wie Balthazar oder Stromae sind in unserem Programm Bekannte. Aber es gibt auch immer wieder spannende Neuentdeckungen von dort. Eine davon könnte das Duo Portland aus Hasselt, nahe der deutschen Grenze, sein. Dahinter stecken Sarah Pepels und Jente Pironet, die sich während des Musikstudiums kennengelernt und bereits 2019 ihr Debütalbum rausgebracht haben, das in Belgien einiges an Beachtung fand. Kein Wunder, denn ihr lässiger, sonnendurchfluteter Indiepop-Sound passt zu kühlen Waldspaziergängen genauso wie zum kommenden Frühling. Das zeigt auch der neue Song "Good Girls", der auf dem Album "Departures" drauf ist, das am 17. März rauskommt.