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Kultur

Redaktion:
Eine Ukulele liegt auf der Seite.
Symbolbild (Foto: Marlene Guthseel)

brandneu auf der [97.1]

Ein Beitrag von Philipp Kerkes, Dennis Rettberg und Sonka Hinders

Auf dieser Seite

Jede Woche bringt hochschulradio düsseldorf neue Musik auf die 97.1. Wir spielen sowohl die angesagteste Musik aus dem Kosmos der Alternative-Szene als auch die besten Newcomer:innen und Geheimtipps. An dieser Stelle präsentieren wir jede Woche die Hintergründe zu unseren neusten Favorit:innen - diese Woche mit Billy Nomates, Joesef, Futurebae, Power Plush, White Lies, Ekkstacy und Lui Hill.

Billy Nomates - Balance Is Gone

Eine Gefühlswelt wie ein Zirkus – in ihrer neuen Single "Balance Is Gone" sucht die britische Musikerin Billy Nomates die Balance. Was im Songtitel nach Drahtseilakt klingt, verbildlicht sie im Musikvideo zum Song unter anderem mit einem Clown-Kostüm. Die Balance zu finden, sei gar nicht so einfach, erklärt Billy Nomates in einem Statement zum Song. Was sie aber auf jeden Fall gefunden hat, ist ihr Signature-Sound. Wie schon ihr selbstbetiteltes Debütalbum 2020 verbindet "Balance Is Gone" erfolgreich Postpunk-Sounds mit souligem Gesang. Im Januar 2023 soll Billy Nomates' neues Album "Cacti" erscheinen, das parallel zum Release von "Balance Is Gone" als eine der ersten Singleauskopplungen angekündigt wurde.

Musikvideo: Billy Nomates - Balance Is Gone
Musikvideo: Joesef - Joe

Joesef - Joe

"Ich bin dankbar, dass ich aus schrecklichen Erfahrungen hellere Sachen machen kann," sagt Joesef über seine Musik. Diese Erfahrungen prägen ihn und seine Songs voller Geschichten über schmerzhafte Trennungen, depressive Verstimmungen und die Suche nach sich selbst in all dem Gefühlschaos. Das Etikett "trauriger Junge" mag Joesef deswegen vielleicht zurecht bekommen haben, gut findet er es aber nicht. Ihn stört vor allem, dass "es die Intensität der Erfahrungen reduziert und den traumatischen Aspekt der Depression trivialisiert". Auch die Gefühle in seiner aktuellen Single "Joe" sind so facettenreich, dass ihnen wenige beschreibende Worte nicht gerecht würden. Nur so viel: Thematisch, aber auch musikalisch bleibt er sich treu. Sein entspannter Neo-Soul-Sound kann uns sowohl zum Träumen als auch zum Tanzen bringen; vielleicht sogar zum Weinen, wenn wir Ähnliches erlebt haben. Alle anderen kommen in den Genuss einer wunderschönen Traurigkeit.

Futurebae - Eine neue Nachricht

Wer frisch getrennt ist, braucht in der Regel erstmal Abstand. Dinge oder Ereignisse, die an die verlorene Liebe erinnern, kann sie oder er definitiv nicht gebrauchen. Mit der Zeile "Nur eine neue Nachricht von dir und mein Paradies implodiert" bringt die Berliner Sängerin und Rapperin Futurebae genau das auf den Punkt. In ihrer neuen Single geht es darum, "dass man versucht, vor jemandem zu fliehen, dessen Liebe einem nicht guttut," erzählt sie. Zwar fürchtet sie den potentiellen Kontakt durch die neue Nachricht, sehnt ihn aber irgendwie auch herbei. "Nur eine neue Nachricht von dir, vielleicht will ich sogar, dass es passiert" gibt uns Einblick in ihre chaotische Gefühlswelt. Die authentischen Einblicke verpackt sie poetisch, ohne dabei ins Kitschige abzudriften. Der Sound des Songs ist super poppig und modern. Ein simpler, gradliniger Beat und ein verspielter Bass und Gitarren erzeugen zusammen einen tanzbaren Groove, worauf Futurebae geschmeidig flowt.

Musikvideo: Futurebae - Eine neue Nachricht
Musikvideo: Power Plush - Leave Me Alone

Power Plush - Leave Me Alone

Chemnitz ist nicht nur die Heimat einer gewissen Gruppe von Felix Kummer. Seit einiger Zeit grüßen uns von dort auch Power Plush. Das sind Anja, Svenja, Maria und Nino, die ihre Songs mitunter wirklich als "power-plüschig" bezeichnen. Auf Spotify schreiben sie sogar: "the plush, the whole plush and nothing but the plush". Was ziemlich weird klingt, ergibt aber Sinn. Denn ihre Songs sind allerfeinster Indiepop. An manchen Stellen superschön angeraut durch rockigere Indiegitarren, die aber durch lockere Arrangements und eine sanfte, weiche Stimmlage aufgefangen werden. Mit "Leave Me Alone" haben sie inzwischen den dritten Song in wenigen Monaten rausgehauen - und auch schon etwas vorher die Info, dass sie bald ihr Debütalbum veröffentlichen. "Coping Fantasies" wird das heißen und soundmäßig wohl nahtlos an Bisheriges anschließen: Verträumte Indiewelten mit etwas Plüsch, Power und Gitarre.

White Lies - Trouble In America

Wenn es besorgniserregende Nachrichten aus den USA gibt, zum Beispiel zum Thema Waffen oder Abtreibung, beschäftigt das neben Amerikaner:innen auch viele Menschen im Rest der westlichen Welt. So anscheinend auch White Lies: Obwohl die Band aus England kommt, trägt ihr neuer Song den Namen "Trouble In America". Im Song erklingt vor allem Alternativ Rock mit einigen Pop-Bässen und -Synthesizern, während die Gesangslinie im Refrain schon fast mit dem US-Rock von Bruce Springsteen vergleichbar ist. "Trouble In America" ist als neuer Song auf der Bonusversion von White Lies‘ aktuellem Album "As I Try Not To Fall Apart" gelistet. Die reguläre Albumversion ist im Februar erschienen, die Bonusversion gibt’s ab Ende Oktober.

Musikvideo: White Lies - Trouble In America
Musikvideo: Ekkstacy - I Just Want To Hide My Face

Ekkstacy - I Just Want To Hide My Face

Y2K ist der neue 80s- oder 90s-Sound. Das lässt sich gerade nicht nur bei Acts wie Willow, Yungblud oder Olivia Rodrigo beobachten. Der kanadische Musiker Ekkstacy dreht das Ganze ein bisschen weiter und mischt es mit lofi Postpunk und Rap. Dabei kreiert er einen wahnsinnig spannenden Sound aus der Generation TikTok. Der 20-Jährige hat insbesondere über Social Media eine große Fanbase aufbauen können und hat für einen seiner frühen Songs aus dem Stand 40 Millionen Streams bekommen. Zum Vergleich: So viele Streams hat in Deutschland einer der erfolgreichsten Songs von Nico Santos. In einer knappen Woche wird Ekkstacy auch sein neues Album rausbringen, aus dem er auch schon fleißig Songs teilt. Einer davon ist "I Just Want To Hide My Face", das wie viele seiner Songs düster klingt, einen trotzdem mitreißt und fast schon zum Mittanzen nehmen will - auch wenn die Texte ebenfalls oft düster sind.

Lui Hill - Sedated

Manchmal hilft es nur noch, sich zu betäuben, um das Unheil in der Welt zu ertragen. Zumindest auf den ersten Blick lässt sich Lui Hills aktuelle Single "Sedated" so interpretieren. Die handelt von Weltschmerz und dem damit verbundenen Ohnmachtsgefühl, nichts dagegen tun zu können. Inmitten dieser hoffnungslosen Situation schwingt aber auch ein Hauch von Aufbruch mit. Der Refrain: "No I can't look away any longer…" widerspricht der Verdrängung durch Sedierung und fordert indirekt dazu auf, aktiv zu werden. Musikalisch greift Lui dafür diesmal in die härteren Fächer des Genre-Supermarktregals: E-Gitarren, ein schroffer und dominanter Bass, Luis verzerrte Stimme, und Synthies, die durchaus den Warncharakter von Sirenen haben, sorgen für eine bedrohliche, teils aggressive Atmosphäre. Trotzdem bleibt er melodisch und energieladen. Das Gefühl des Aufbruchs entsteht in "Sedated" auch durch den Wechsel von spannungsaufbauenden Parts und dem Refrain als Startschuss.

Musikvideo: Lui Hill - Sedated