Kultur
brandneu auf der [97.1]
Ein Beitrag von Helen Hatzfeld, Marlene Guthseel und Sonka Hinders
Jede Woche bringt hochschulradio düsseldorf neue Musik auf die 97.1. Wir spielen sowohl die angesagteste Musik aus dem Kosmos der Alternative-Szene als auch die besten Newcomer:innen und Geheimtipps. An dieser Stelle präsentieren wir jede Woche die Hintergründe zu unseren neusten Favorit:innen - diese Woche mit Nothing But Thieves, Ilgen-Nur, London Grammar, Roosevelt, Lime Cordiale, The Beaches, Priya Ragu, Little Dragon und Gus Dapperton.
Nothing But Thieves - Tomorrow Is Closed
Der Titel vom aktuellen vierten Nothing But Thieves-Album "Dead Club City" klingt nach postapokalyptischer Geisterstadt. An diese Zukunftsszenerie schließt auch der Albumtrack "Tomorrow Is Closed" mit seinem Namen und mit seinem Musikvideo voller verlassener Gebäude an. Der Song repräsentiert eine von vielen Stimmen aus der fiktiven Stadt, die das Grundgerüst für "Dead Club City" als Konzeptalbum bildet. Musikalisch erinnert der Song an den Gitarrensound der Strokes; andere Albumtracks wagen sich aber auch ein Stück weit in Genres wie Dance oder Electro hinein.
Musikvideo: Nothing But Thieves - Tomorrow Is Closed
Musikvideo: Ilgen-Nur - Purple Moon
Ilgen-Nur - Purple Moon
Die 27-jährige Ilgen-Nur aus Norddeutschland hat schon als Kind Musik gemacht, egal ob am Klavier oder auf der Gitarre. Sie fand ihren Karriereanfang wie so viele andere in den 2010ern auf YouTube und arbeitete sich hoch, bis sie mit ihrer Band auf Veranstaltungen wie dem weltberühmten Lollapalooza spielte. Ihr Debütalbum "Power Nap" veröffentlichte sie im Jahr 2019 und nun, nach einer vierjährigen Pause, erscheint endlich neue Musik von ihr. "Purple Moon" ist ein gitarrenlastiger Indiepop-Song, inspiriert von Ilgen-Nurs Zeit in Los Angeles. Er verzaubert mit ihren verträumten Vocals und nostalgischem Feeling.
London Grammar - Dancing By Night (feat. SebastiAn)
Indiepop und Electro hatten in den vergangenen Jahren schon den ein oder anderen Berührungspunkt. Mit der Kollaboration von London Grammar und dem DJ SebastiAn gibt es jetzt ein Match zwischen den Genres, das der erste Schritt für eine engere Beziehung werden könnte. Die Single "Dancing By Night" bringt die besten Teile der Musiker:innen zusammen und schafft eine Atmosphäre, bei der es leicht fällt, Sängerin Hannah Felicity May Reid gedanklich in einer Nacht durch die Clubs zu folgen und das Nachtleben voll auszukosten. Sie singt von einer Begegnung mit einem Bekannten, den sie immer wieder weggestoßen hat und bei dem sie trotzdem hofft, dass er noch ein letztes Mal zu ihr zurückkehrt.
Musikvideo: London Grammar - Dancing By Night
Musikvideo: Roosevelt - Luna
Roosevelt - Luna
Erst im Mai hat Marius Lauber aka Roosevelt mit "Ordinary Love" eine Single veröffentlicht, die bei den über eine Millionen Streams im ersten Monat nach dem Release ausdrücklich als erfolgreich beschrieben werden kann. Jetzt hat der geborene Viersener einen neuen Song am Start. "Luna" schafft es, die funky Vibes des Vorgängers noch zu toppen und bringt dazu noch einiges an Groove mit. Nach der Festivalsaison kann man Roosevelt dann auch wieder auf Tour erleben, wobei ein Großteil seiner Tour auf dem nordamerikanischen Kontinent stattfinden wird. Aber auch hiesige Fans dürfen sich freuen, denn Roosevelt kommt für vier Termine in sein Heimatland und macht dabei am 9. Dezember dieses Jahres auch in Köln halt.
Lime Cordiale - Imposter Syndrome
Wer kennt es eigentlich nicht, das Gefühl, die eigenen Fähigkeiten nur vorzuspielen, innerlich total ahnungslos zu sein und seltsamerweise trotzdem damit durchzukommen? Das sogenannte Imposter- oder Hochstapler-Syndrom erleben nach einigen Studien fast 70 Prozent der Menschen irgendwann in ihrem Leben. Zwei von denen sind anscheinend auch die Brüder von Lime Cordiale, denn deren aktuelle Single handelt von genau diesem Gefühl. In "Imposter Syndrome" spricht die innere Stimme, die ganz offensichtlich voller Unsicherheit und Zweifel ist, mit der Person, die ihr Leben mit dem Gefühl beschreitet, ein:e Hochstapler:in zu sein. Trotz eines recht schweren Themas bringen Lime Cordiale ihre funky Leichtigkeit in den Song, sodass man den eigenen Frust gleich wegtanzen kann.
Musikvideo: Lime Cordiale - Imposter Syndrome
Musikvideo: The Beaches - Blame Brett
The Beaches - Blame Brett
Mit Melodien, die sich nicht so leicht aus dem Kopf kriegen lassen, und Energie, die aus den Nähten platzt, macht die kanadische Indieband The Beaches gespannt auf ihr nächstes Projekt - das Album "Blame My Ex", das diesen September veröffentlicht werden soll. Der Satz "Blame My Ex" ist auch in der neuen Single "Blame Brett" mehrfach vertreten, sowohl im genauen Wortlaut als auch in allübergreifenden Themen des Songs. Die Lead-Sängerin Miller öffnet sich im Bezug auf ihre eigenen Probleme, was Beziehungen angeht, ihre Tendenz zur Selbstsabotage und Angst vor dem Commitment, das bei einer Beziehung so mit einhergeht. Doch anstatt alles direkt lösen zu wollen, lässt sie sich Zeit, um vorerst egoistisch zu sein. Da ihr Ex der Grund für ihre Probleme ist, kann er ja auch erst mal die Schuld für ihr Verhalten aufnehmen, während sie das Beste draus macht, oder nicht?
Priya Ragu - Easy
Die Eltern von Priya Ragu sind in den 1980ern von Sri Lanka in die Schweiz geflohen und haben bei der Erziehung großen Wert darauf gelegt, dass ihre Kinder in enger Verbundenheit mit ihrer Kultur bleiben. Dies wollten sie vor allem durch Musik vermitteln, und so gründete ihr Vater eine kleine Familienband mit seinen Kindern, als Priya nur zehn Jahre alt war. Sie spielten größtenteils tamilische Filmmusik. Die kombiniert Priya zusammen mit den westlichen Einflüssen, mit denen sie aufwuchs, in elektrisierenden Poptracks, die oft in Zusammenarbeit mit ihrem Bruder entstehen. Die neuste Veröffentlichung des aufsteigenden Popstars ist "Easy", ein Song, der eine Situation beschreibt, die wohl viele schon erlebt haben: Man versteht sich gut mit jemandem, doch irgendwie schafft man es, das viel komplizierter zu machen, als es eigentlich ist.
Musikvideo: Priya Ragu - Easy
Musikvideo: Little Dragon - Disco Dangerous
Little Dragon - Disco Dangerous
Blood on the dancefloor reloaded? Der Titel von Little Dragons neuem Song "Disco Dangerous" lässt zumindest eine ähnlich gefährliche Clubsituation vermuten. Ein genauerer Blick auf die Lyrics legt aber die Beschreibung einer Sommerliebe offen, begleitet von soften Synths. Was von der Disco bleibt, ist vor allem ein funky Bass. "Disco Dangerous" ist Teil des siebten Studioalbums "Slugs Of Love", das die Synthpop-Band aus Schweden Anfang Juli veröffentlicht hat.
Gus Dapperton - Homebody
Musikalische Liebesbriefe an New York gibt es seit jeher, denn die Stadt ist schon lange Inspiration für unzählige Musiker:innen. In den Kanon der New York-Songs, zu deren Bekanntesten zweifellos "Empire State Of Mind" von Jay-Z und Alicia Keys gehört, schreibt sich jetzt auch der Pop-Künstler Gus Dapperton ein. Sein neues drittes Album bezieht sich mit seinem Titel "Henge" auf das Phänomen Manhattanhenge, ein Spiel zwischen dem Sonnenlicht und den Straßen der Stadt. Auch im Musikvideo zur Albumsingle "Homebody" spielt New York eine Rolle. Darin durchwandert Gus Dapperton nämlich die U-Bahn und Straßen der Metropole.