Kultur
brandneu auf der [97.1]
Ein Beitrag von Marlene Guthseel, Dennis Rettberg und Sonka Hinders
Jede Woche bringt hochschulradio düsseldorf neue Musik auf die 97.1. Wir spielen sowohl die angesagteste Musik aus dem Kosmos der Alternative-Szene als auch die besten Newcomer:innen und Geheimtipps. An dieser Stelle präsentieren wir jede Woche die Hintergründe zu unseren neusten Favorit:innen - diese Woche mit Artemas, Clairo, The Beaches, Childish Gambino, Cigarettes After Sex, Stina Holmquist, Girl Ultra, Nilüfer Yanya und Teya.
Artemas - Dirty Little Secret
Schon seit einigen Jahren machen Newcomer:innen wie ThxSoMch, Edwin Rosen oder Schramm vermehrt mit einer DIY-Mischung aus New Wave, Postpunk und Pop auf sich aufmerksam. Wer sich für diesen Sound begeistern kann, sollte auch bei Artemas aufhorchen. Der Musiker aus Großbritannien konnte Anfang des Jahres mit seinem Song "I Like The Way You Kiss Me" einen Nummer 1-Hit in gleich mehreren europäischen Ländern landen. Jetzt folgt im Sommer Artemas' neues Mixtape "Yustyna", auf dem neben seinem früheren Hit als neue Single "Dirty Little Secret" enthalten ist. Beide Songs eint ein ähnliches Feeling – sie sind ein bisschen düster, ein bisschen süß, und dabei von Beats und Synths getragen.
Musikvideo: Artemas - Dirty Little Secret
Musikvideo: Clairo - Add Up My Love
Clairo - Add Up My Love
Es wäre nicht das erste Mal, dass ein großes Album der Indie-Geschichte weit abgeschieden, am gefühlten Ende der Welt entsteht. Auch das neue Album "Charm" der amerikanischen Künstlerin Clairo hat auf dem Lande das Licht der Welt erblickt. Inmitten der Wälder vom Norden des Bundesstaats New York hat Claire Cottrill, wie Clairo eigentlich heißt, an "Charm" geschrieben. Sie wollte den Stadtlärm einfach mal hinter sich lassen. Entstanden ist ein phänomenales Album, das auf Vinyl so klingt wie die großen Platten von Joni Mitchell oder eine dezentere Version von Fleetwood Mac. "Charm" entfaltet mit Bläsern und organischem, leicht souligen Gesang eine unfassbare Nähe und Wärme. Und das ist auch kein Wunder. Produziert wurde es nämlich von Leon Michels, der in der Szene als Mastermind für warme, analoge (das ganze Album wurde analog aufgenommen) Sounds gilt. Ein Anwärter für den Titel "Album des Jahres". Wir empfehlen das sommerlich-romantische "Add Up My Love".
The Beaches - Takes One To Know One
Auf ihrem aktuellen Album von 2023 erzählen The Beaches aus Kanada so einiges von chaotischen Beziehungen, was sich schon am Albumtitel "Blame My Ex" ablesen lässt. Ausgeschöpft ist das Thema damit aber anscheinend noch lange nicht, denn jetzt gibt es mit "Takes One To Know One" einen neuen Song von The Beaches, zu dem das Quartett selbst schreibt: "[F]or all the messy relationships out there, this one is for u." Neben dem Inhalt führen The Beaches auch musikalisch das weiter, was bisher gut für sie funktioniert hat – Indierock, der offen und ehrlich ist.
Musikvideo: The Beaches - Takes One To Know One
Musikvideo: Childish Gambino - Lithonia
Childish Gambino - Lithonia
Aus, Schluss, vorbei - die Messe ist gelesen für Schauspieler und Musiker Childish Gambino aka Donald Glover. Er hat nämlich angekündigt, dass sein neues Album das letzte als Childish Gambino ist. Und dieses Album kam sehr schnell. "Bando Stone & The New World" ist am 19. Juli erschienen und ist parallel der Soundtrack zum gleichnamigen SciFi-Mystery-Thriller, in dem Glover die Hauptrolle spielt. Während zum Film nicht viel bekannt ist, lässt der Soundtrack schon mit dem Song "Lithonia" ein paar Einblicke zu. Der Track ist für Childish Gambino schon fast ungewohnt rockig, unterstreicht aber die Vielseitigkeit seiner Musik. Ob Glover unter anderem Namen weiter Musik machen wird, ist unbekannt. Dafür wird es für Fans aber auf jeden Fall nochmal eine letzte Childish Gambino-Tour geben.
Cigarettes After Sex - X's
Eigentlich schon unfassbar, dass eine Band, die aus Prinzip keine "echten" Musikvideos veröffentlicht oder immer nur atmosphärische Balladen macht, eine der erfolgreichsten Bands der Welt geworden ist. Aber genau das ist die Story von Cigarettes After Sex. Sie haben Millarden von Streams auf Spotify, bei TikTok mehrere Songs in den meist geteilten Audios der Plattform, und die Tour in Arenen wie der Berliner Uber Arena oder der Kölner Lanxess Arena. Die Band um Frontmann Greg Gonzalez aus Texas hat sich das durch harte Arbeit und kluges Marketing verdient. Mit "X's" ist am 12. Juni das neue Album erschienen. Und auch dieses Album ist wieder ein Gedicht für Fans von harmonischer, romantischer, leicht verruchter Musik, die zum Sommer passt wie der knackige Eistee zum Sonnenuntergang am Rhein. Für uns ist der Titelsong "X's" definitiv ein Highlight, gut eingängig, sehr atmosphärisch und definitiv liebenswürdig.
Musikvideo: Cigarettes After Sex - X's
Musikvideo: Stina Holmquist - I Don't Call You Home Anymore
Stina Holmquist - I Don't Call You Home Anymore
Heimat ist mehr als ein einzelner, bestimmter Ort, an dem man wohnt. Das zeigt die Newcomerin Stina Holmquist auf verschiedene Arten. Einerseits wohnt sie in Duisburg, hat aber auch schwedische Wurzeln in ihrer Familie, die sie mit ihrem Künstler:innennachnamen hervorhebt. Andererseits singt sie in ihrem neuen Song "I Don't Call You Home Anymore" darüber, dass Beziehungen zu anderen Personen ein Zuhause bieten können. Diese Heimat kann sich allerdings auch verflüchtigen, wie die nachdenkliche Indiepop-Nummer klarmacht.
Girl Ultra - 5to Elemento
Schon in der ersten Vorabsingle "Blu" ihrer neuen EP "Blush" hat Girl Ultra gezeigt, dass die Genres R'n'B und Garage sich trotz ihrer Unterschiede gut verbinden lassen. Nach dem Release der EP in voller Länge ist nun klar, dass "Blu" dafür kein Einzelbeispiel ist. "5to Elemento", zum Beispiel, verbindet Akustikgitarren und schnarrende Drums, auf die auch mal der ein oder andere Effekt gelegt ist. Dazu kommt ein leicht sehnsüchtiger Gesang von der mexikanischen Künstlerin.
Musikvideo: Girl Ultra - 5to Elemento
Musikvideo: Nilüfer Yanya - Call It Love
Nilüfer Yanya - Call It Love
Bei der britischen Künstlerin Nilüfer Yanya können die Gitarren mal rau aus dem Garage-Bereich kommen, mal aber auch warm und akustisch klingen. Diese Balance zeigen auch die Vorabsingles, die die britische Künstlerin bisher aus ihrem im September anstehenden Album "My Method Actor" ausgekoppelt hat. Während "Like I Say (I Runaway)" musikalisch eher nach Vorne dringt, ist "Method Actor" etwas gesetzter. Die neuste Single "Call It Love" fließt zunächst entspannt dahin, überrascht dann aber mit einem verzerrten Instrumentalsolo.
Teya - To-Do List
Teya lebt sein einiger Zeit in Berlin, und wie so ziemlich alle Menschen in der Stadt hat sie die letzten Jahre viel zu viel zu tun gehabt, nur dass es sich bei der serbisch-österreichischen Künstlerin um einen Fakt handelt. In "To-Do List" erzählt Teya nicht nur von einer unglaublich langen Liste mit Aufgaben, die noch erledigt werden müssen, sondern auch davon, dass sie seit vermutlich fünf Jahren keinen richtigen Urlaub mehr hatte. Zu dem Song erzählt sie außerdem, dass sie angefangen hatte, auch Dinge wie kochen, spazieren gehen, etc. auf ihre Listen zu schreiben. Das sei ihr so absurd vorgekommen, dass sie auf die Idee zu "To-Do List" gekommen sei. Und es gibt auch gute Neuigkeiten, zumindest für Teya: Es ist wohl ganz bald ein Urlaub in Griechenland geplant.