Kultur
Ein Sekt auf die Kunstfreiheit
Ein Beitrag von Ann-Christin Stosberg
Für seine Platte „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ setzt sich Antilopen Gang-Rapper Danger Dan ans Piano. Über 30 Jahre On-Off-Beziehung mit dem Klavier, Kunstfreiheit und Möpse spricht er mit reimemonster-Moderatorin Ann-Christin Stosberg.
Ann-Christin Stosberg: Viele haben vielleicht vermutet, dass es mehr Klaviermusik von dir geben könnte, immerhin hast du im ersten Lockdown 2020 das Lied „Nudeln und Klopapier“ rausgebracht. Da singst du und spielst Klavier. Wie kam es denn jetzt zu einem ganzen Klavieralbum?
Danger Dan: Das war gar keine so richtig bewusste Entscheidung. Wer mich aufmerksam beobachtet hat, weiß, dass ich immer mal wieder Klavier gespielt habe. Auch auf Antilopengang-Konzerten hatte ich ein immer Klavier dabei und habe in den vergangenen Jahren immer mal wieder Lieder veröffentlich habe. Ich glaube, ich wollte immer ein Repertoire an Klavierliedern haben, die ich so vortragen kann im richtigen Moment. Aber ich wollte mir nie die Zeit nehmen, das auch wirklich zu machen. Denn das Problem beim Klavierspielen ist, dass man ganz viel Üben muss. Und ich hasse Klavierüben. Wenn ich mal gespielt habe, dann immer dieselben Lieder. Und ich wusste, dass wenn ich das mal machen will, dann ist das einfach sau viel Arbeit. Und die Zeit dafür wollte ich mir nie nehmen. Aber jetzt hatte ich ja letztes Jahr weder Konzerte noch andere Termine und saß oft abends Zuhause und habe brave „gesocialdistanced“ und habe, anstatt Leute zu treffen, Klavier gespielt. So ist das eine zum anderen gekommen, irgendwann waren genug Lieder für ein ganzes Album da.
Ann-Christin Stosberg: Wie lange spielst du denn schon Klavier?
Danger Dan: Ich habe mit sechs Jahren angefangen. Ich werde jetzt 38, also ich würde sagen dann demnach über 30 Jahre. Aber das war so eine On-Off-Beziehung. Ich habe die ersten Jahre Unterricht gehabt, aber nicht geübt und nicht das gemacht, was mein Klavierlehrer wollte, sondern habe viel Zeit damit verbracht zu prokrastinieren und hab mir stattdessen „Let it be“ von den Beatles beigebracht. Aber diese Noten und so, das war nichts für mich. Notenlesen, Musiktheorie – ich hab überhaupt keine Ahnung von sowas. In der Pubertät habe das Klavier beiseitegelegt, weil ich das scheiße fand. Ich wollte Punkrock und HipHop hören, nichts mit Klavier. Erst mit 18 habe ich mich dem Klavier wieder geöffnet. Aber die letzten 10 Jahre, hatte ich nicht mal ein Klavier hier, ich hatte gar keinen Bock mehr. Ich hab immer nur auf Konzerten gespielt und nie geübt. Ich kann nicht behaupten, 30 Jahre Klavier zu spielen. Ich habe vor 30 Jahren angefangen, aber davon 25 nicht geübt.
Ann-Christin Stosberg: Auf dem Titelsong „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“ sprichst du ja Personen an, die dich laut Text verklagen können oder sollen. Hast du den Sekt für den Fall schon kaltgestellt, also glaubst du, da meldet sich noch jemand?
Danger Dan: Ne, ich glaub nicht. Also, wenn, dann hätten die sich schon gemeldet. Ich habe den kaltgestellten Sekt jetzt anlasslos getrunken. Ich hatte einfach Bock auf Sekt. Aber ich glaube auch nicht, dass da noch was kommt. Die Einladung ist schon sehr offensiv, die ich da ausspreche. Da muss man erstmal so blöd sein, das anzunehmen. Abgesehen davon würde das dann ja nicht nur juristisch behandelt; es gibt ja auch eine öffentliche Debatte dazu. Und da zeichnet sich jetzt schon ab, dass ich die nicht verlieren könnte. Das wissen die angesprochenen Personen in dem Lied natürlich auch. Und deswegen glaube ich auch nicht, dass die so blöd sind, da jetzt den Federhandschuh zu werfen.
Danger Dan heißt Daniel Pongratz und kommt aus Aachen. Er ist Teil der Aachener und Düsseldorfer Rapcrew Antilopen Gang. Im kommenden Jahr tourt Danger Dan mit „Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt“. Alle Infos zu Terminen in NRW und Tickets gibt’s auf der Homepage der Antilopen Gang.
Ann-Christin Stosberg: Du hast die Anzahl der besungenen Personen begrenzt. Bei mir ploppten da beim Hören aber sofort noch weitere Köpfe auf, die in den Song gepasst hätten. Wären da mehr Strophen möglich gewesen?
Danger Dan: Da hast du völlig recht, dass die Namen in dem Lied sehr austauschbar sind. Ich glaube auch, dass sich die Problematik, die ich anspreche, sich nicht an so Einzelpersonen auflädt. Also ich hätte anstatt Gauland auch Beatrix von Storch oder Björn Höcke, Bernd Höcke, genannt werden können. Und auch die anderen Protagonisten darin sind völlig austauschbar. Ich will denen jetzt nicht zu nah treten und hoffe, dass die sich jetzt nicht in ihrem Narzissmus verletzt fühlen, aber es geht nicht um die Person, sondern es geht um ein gesellschaftliches Phänomen, das ich anspreche. Das ist auch wahrscheinlich viel wichtiger, sich damit auseinanderzusetzen, als jetzt mit einzelnen Figuren in diesem Kasperletheater.
Ann-Christin Stosberg: Auf den Fotos zu deinem Album ist mir ein Mops aufgefallen. Ist das deiner?
Danger Dan: Ne, der ist von meinem Freund Jaro, der auch der Fotograf ist und die Fotos gemacht hat. Der wollte wegen der Pandemie aber die Fotos bei sich zuhause machen und der Mops lief eh die ganze Zeit durchs Bild und es war super anstrengend dem zu sagen „Geh jetzt bitte mal nicht hier durch das und das Zimmer“, aber der fand natürlich total spannend, was wir da so machen und wollte mal gucken. Und dann haben wir den irgendwann integriert und ich muss sagen, der ist auch sehr, sehr hübsch.
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