Umwelt
Essen retten in Düsseldorf
Ein Beitrag von Paul-Henry Schulz
Das Bewusstsein für Lebensmittel, ihre Qualität und Nachhaltigkeit werden den Menschen von Jahr zu Jahr wichtiger. Dennoch werden in deutschen Haushalten pro Jahr 75 Kilogramm Lebensmittel pro Kopf weggeworfen. Insgesamt landen nur in Deutschland binnen eines Jahres 12 Millionen Tonnen Essen im Müll.
Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fand heraus, dass lediglich 4 Prozent der Lebensmittelabfälle im Groß- und Einzelhandel entstehen. Die Produktion macht 12 Prozent und Verarbeitung von Lebensmitteln 18 Prozent der Gesamtmenge aus. Die Außer-Haus-Verpflegung verursacht die übrigen 14 Prozent der deutschen Lebensmittelverschwendung. Auffällig ist, dass 52 Prozent aller Lebensmittelabfälle von privaten Haushalten verursacht werden. Damit machen die deutschen Bürger:innen den Großteil der gesamten Lebensmittelverschwendung aus. Ein Teil der Lösung liegt also bei den Einzelnen.
Das können alle tun, um weniger wegzuschmeißen:
Grundsätzlich gilt es seinen Einkauf bewusst zu planen. Wer weiß, was er essen möchte, neigt dazu deutlich weniger und genau seinen Bedarf zu kaufen. Produkte mit kurzen Mindesthaltbarkeitsdaten werden im Supermarkt eher weggeworfen. Wenn man aber bereits weiß, wann man etwas essen möchte, ist man nicht auf ein langes MHD (Mindesthaltbarkeitsdatum) angewiesen und kann das Produkt kurz vorm Verfall noch im Supermarkt retten. Lebensmittel zu konservieren und Reste verarbeiten, schont nicht nur das Portmonee, sondern ist auch nachhaltig. Besonders zentral für die Rettung von Lebensmitteln ist außerdem das Teilen mit anderen, statt es wegzuwerfen. Dafür gibt es verschiedene Angebote: foodsharing.de, foodwatch.org oder die App toogoodtogo.
Möglichkeiten in Düsseldorf Essen zu retten:
Auch in Düsseldorf sind verschiedene regionale und nationale Organisationen zur Rettung von Lebensmitteln aktiv. Die App togoodtogo arbeitet allein im Zentrum Düsseldorfs mit über 100 Restaurants, Supermärkten und Cafes zusammen. Über die App können gegen eine kleine Zahlung viele Lebensmittel abgeholt, bevor sie weggeschmissen werden müssen. Zudem gibt es so genannte „Fairverteiler“: Das sind Sammelstellen an verschiedenen Standorten in der Stadt, die von der Food-Sharing-Community regelmäßig gefüllt werden. Hier kann man jederzeit vorbeischauen oder zufällig im Vorbeigehen ein paar Lebensmittel retten, wenn man gerade welche braucht. Die Facebook-Gruppe „Foodsharing Düsseldorf“ zählt über 8500 Mitglieder, die dort privat und kostenlos ihr Essen zur Abholung anbieten. So wird ein eventueller Fehlkauf nicht verschwendet und die Reste von der Geburtstagsfeier noch sinnvoll verwertet werden.
Vor allem für Leute mit weniger Geld und Studierende sind Gruppen wie „Foodsharing Düsseldorf" und Apps tolle Gelegenheiten um Geld zu sparen, Essen zu entdecken und gleichzeitig Gutes zu tun.
Studierende retten Lebensmittel
Zwei Studierende berichten von ihren Erfahrungen mit dem Retten von Lebensmitteln via Facebook und verschiedener Apps. Vanessa ist 25 Jahre alt und nutzt seit mittlerweile drei Jahren verschiedene Facebook-Gruppen in Düsseldorf, um Essen abzugeben oder zu erhalten. Sie hat in dieser Zeit so wenig weggeworfen wie noch nie und Sachen bekommen, die sie sich selbst nicht gekauft hätte. Beim Kochen ist sie kreativer geworden und musste dafür nicht mal teure Produkte kaufen, erzählt sie. Die Community macht auf sie zudem einen sehr freundlichen Eindruck - es herrscht ein respektvoller Umgang. Simon berichtet, dass er togoodtogo benutzt hat und damit sehr zufrieden sei. Durch die App konnte er Speisen von Restaurants probieren, die er sich wahrscheinlich nie bestellt hätte oder sich vielleicht auch gar nicht hätte leisten können. Umso schöner sei es, dass das sogar einen guten Zweck erfüllt, berichtet er lachend.
Essen retten in Düsseldorf scheint also weder kompliziert noch unangenehm zu sein. Es funktioniert auf jeden Fall gut und trägt dazu bei, die Lebensmittelverschwendung von Restaurants, dem Handel und Privathaushalten zu senken - dazu kann jede und jeder ganz einfach beitragen.