Wissenschaft
Nacht der Wissenschaft 2024
Ein Beitrag von Doreen Fehmann
Wie arbeiten Wissenschaftler:innen und was erforschen sie überhaupt? Das konnten die Besucher:innen der Nacht der Wissenschaft dieses Jahr zum 5. Mal auf dem Schadowplatz erkunden. In zahlreichen Vorträgen, Ständen und Talkrunden stellten Forscher:innen verschiedener Fächer ihre Arbeit vor. Ziel des Tages ist es, über aktuelle wissenschaftliche Themen zu informieren und zu staunen, sagte Dr. Stephan Keller, der Oberbürgermeister von Düsseldorf.
Von Neuronen und Mathematik
Im Bereich der Naturwissenschaften konnten die Besucher:innen entdecken, was ultraschnelle Laser sind, wie das menschliche Gehirn aufgebaut ist oder weshalb man Proteine entwirft. Physiker:innen des Forschungszentrums Jülich stellten vor, wie sie Hausbrände durch Berechnungen vorhersagen und verhindern möchten. Ziel ist es, ein vollständig virtuelles Modell für das Verhalten von großen Bränden zu kreieren. Damit sollen dann sichere Gebäude entworfen werden. Das Problem ist, dass selbst die Flamme einer kleinen Kerze physikalisch hochkomplex und kaum vorhersehbar ist. Daher verwenden die Forscher:innen zuerst kleine Modelle von echten Häusern, mit denen sie Hausbrände simulieren, um damit Daten für Computermodelle generieren. Genau diese Modelle konnten am PC selbst ausprobiert werden.
Sprache und Gehirn
Verändert Sprache unsere Erinnerung? Dieser Frage sind Forscher:innen des Instituts für Linguistik der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf nachgegangen, die sich wissenschaftlich mit Sprache beschäftigen. Sie entwickelten ein Computerprogramm, welches nur anhand der Betonung einzelner Worte voraussagen kann, woran sich Proband:innen später erinnern werden. Außerdem erklärte ein Sprachwissenschaftler, dass allein in Düsseldorf 60 verschiedene Sprachen gesprochen werden, von denen es teilweise nicht einmal schriftliche Aufzeichnungen gibt.
Operationen an Paprikas
Im Bereich der Medizin wurden Herzimplantate vorgestellt und neue Ansätze der Krebsbehandlung diskutiert. Viele waren daran interessiert, ihr eigenes Diabetesrisiko zu ermitteln. Dafür wurde ein Fragebogen zum selbst Ausfüllen verteilt. Ob man an Diabetes Typ II, dem sogenannten „Altersdiabetes“ erkrankt, hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel an der Menge an Sport, der Ernährung und das Rauchen. Besonders interessant ist, dass regelmäßiger Kaffeekonsum das Diabetesrisiko verringern kann.
Großen Andrang gab es am Stand der Neurochirurgie: Hier probierten die Besucher:innen aus, wie ein Gehirn operiert wird. Hierfür wurden keine echten Organe verwendet, stattdessen konnten die Zuschauer:innen ihr chirurgisches Können an Obst und Gemüse zur Probe stellen. Dafür wurde ein echtes Mikroskop aus dem Operationssaal aufgestellt, unter dem man Paprikas „operieren“ durfte. Diese eignen sich besonders gut dafür, denn manche Strukturen des Gehirns sind so klein wie Paprikakerne. Mit der Aktion soll Menschen die Angst vor neurochirurgischen Eingriffen genommen werden, erklärte Professor Sabel, ein leitender Oberarzt der Neurochirurgie der Uniklinik Düsseldorf.
Abschluss der Nacht
Krönender Abschluss der Nacht war der Science Slam. Hier stellten Student:innen ihre Forschungsarbeit in Form eines Wettkampfs auf eine lehrreiche, aber auch humorvolle Art vor. Themen waren beispielsweise, was Statistik mit Pokémon zu tun hat, oder wieso Worte zweideutig verstanden werden. Das stieß auf vollen Erfolg, auch aufgrund der unterhaltsamen Moderation von Tobias Löffler. Er studiert Physik an der Heinrich-Heine-Universität und ist dort für sein langjähriges Engagement für wissenschaftskommunikative Veranstaltungen bekannt. Tobias erklärte, dass ihm besonders am Herzen liegt zu zeigen, was Forschung mit dem Leben von Menschen zu tun hat und wieso sie für das gesellschaftliche Vorankommen so essenziell ist.
Wie in den Jahren zuvor war das Interesse an der Nacht der Wissenschaft groß, die Schlange von Forschungsbegeisterten erstreckte sich über den gesamten Schadowplatz. Auch bei dem anschließenden Science Slam war der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Studentin Lisa Brosche hat die Nacht der Wissenschaft zum ersten Mal besucht. Ihr sind vor allem die Möglichkeiten zur aktiven Teilnahme der Besucher:innen positiv aufgefallen. „Doch leider war bei den vielen Menschen zu wenig Platz, um alle Plakate vollständig lesen zu können“, sagte Lisa.
Die Nacht der Wissenschaft findet seit 2016 alle zwei Jahre im September statt. Organisator:innen sind die Heinrich-Heine-Universität, die Hochschule Düsseldorf sowie Forschungsinstitute aus der Region. Die Teilnahme ist kostenlos und auch für Kinder geeignet. Die nächste Nacht der Wissenschaft soll 2026 stattfinden.